Unbemannte Flugobjekte haben auch in der Landwirtschaft ein grosses Potential. Immer mehr Schweizer Bauern setzen im Kampf gegen den Maiszünsler, ein berüchtigter Schädling im Maisfeld, auf die Hilfe von Drohnen.

Drohnen werden längst nicht mehr nur im Krieg eingesetzt: Die kleinen unbemannten Fluggeräte erobern auch immer mehr zivile Bereiche. Die Fachmesse Tier&Technik in St. Gallen zeigt vom 23. bis 26. Februar eine Sonderschau zum Thema «Drohnen in der Landwirtschaft».

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Drohnen auf der Suche nach Rehkitzen

Jedes Jahr sterben in der Schweiz über 3000 Rehkitze durch Mähmaschinen. Nun gibt es Rettung aus der Luft: Eine Drohne mit Wärmebildkamera kann die Kitze sicher und schnell aufspüren. Diese Methode haben Forscher der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zusammen mit Partnern entwickelt.

Vor fünf Jahren wurden erste Feldversuche vorgenommen: Auf den 100 Feldern, welche abgeflogen wurden, entdeckten die Forscher 21 Kitze, zehn Rehe und einen Junghasen. Nur zwölf Felder mit Kitzen wurden im Anschluss an die Flüge tatsächlich gemäht – auf allen waren die Tiere zuvor aus der Luft geortet worden.

Mit Drohnen statt von Hand verteilen

Die bäuerliche Genossenschaft Fenaco hat zusammen mit der HAFL weitere Anwendungsgebiete von Drohnen getestet. Der Maiszünsler wird von Schweizer Landwirten schon seit fast 40 Jahren auf biologische Weise bekämpft. Die Schlupfwespen-Weibchen parasitieren die Schädlingseier und töten sie ab. Nach rund zwei Wochen schlüpft daraus eine neue Generation von Nützlingen. Die Kugeln mit den Trichogramma-Schlupfwespen sind aus Maisstärke und biologisch abbaubar.

«Früher mussten die Landwirte durch die Maisfelder gehen und die Schlupfwespen-Eier von Hand auf die Pflanzen verteilen», sagt Regina Burger, Leiterin des Bereichs Nützlinge bei UFA-Samen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. UFA-Samen ist ein Unternehmen der Fenaco und nimmt eine führende Stelle im Saatgutgeschäft ein. Mit dem Einsatz von Multikoptern ergeben sich neue Möglichkeiten.

GPS-Daten bei der Landi anmelden

Heute können Landwirte die GPS-Daten ihrer Parzellen bei der nächsten Landi oder UFA-Samen anmelden. Die Multikopter-Piloten programmieren die Daten in die Drohnen, holen Aufstiegsbewilligungen ein und legen ihre Routen fest. Im Juni werfen die kleinen Drohnen die Kugeln mit den Trichogramma-Schlupfwesten punktgenau über den Feldern ab. Rund 100 Hektaren wurden 2012 in der Schweiz auf diese Weise biologisch behandelt, seit 2013 können auch Bauern in Deutschland die Arbeit an Schweizer Drohnen abgeben.

«Inzwischen verteilen wir bereits auf 1000 Hektaren in der Schweiz und auf rund 8000 Hektaren in Deutschland die Nützlinge gegen den Maiszünsler mit Drohnen», sagt Burger. Die Drohne hat einen Vorratsbehälter für Trichogramma-Kugeln für 5 Hektaren und befliegt diese Fläche in 15 bis 20 Minuten.

In verschiedenen deutschen Bundesländern werde der Abwurf von Trichogramma mit Multikoptern aus dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) mit Beiträgen unterstützt. In den nächsten zwei Jahren könnten auch Bauern aus dem Kanton Bern dank Fördergeldern zur Steigerung der Energieeffizienz profitieren, sagt Burger. Für die Ausbringung der Trichogramma-Kugeln mit Drohnen erhalten die Berner Landwirte pro Hektare 150 Franken. Ein zweimalige Anwendung kostet 150 bis 170 Franken pro Hektare.

Wasser, Zeit und Geld sparen

Regina Burger hofft, dass bald auch andere Schädlinge mit Multikoptern bekämpft werden können. «Die Anwendung eignet sich vor allem für ertragsreiche Flächen», sagt sie. Anstatt auf ein ganzes Feld Pflanzenschutzmittel auszubringen, könnten bestimmte Bereiche eines Feldes spezifisch behandelt werden. Auf diese Weise könnten wertvolle Ressourcen wie Wasser, Zeit und Geld eingespart und Erträge erhöht werden.

Auf Weingütern bringen Drohnen versuchsweise Fungizide aus. «Hier sind den Drohnen aber Grenzen gesetzt», sagt Burger. Die Octokopter können nur bis 10 Liter Spritzbrühe tragen und das Mittel gelange nicht zu allen Blättern der Reben. Die Belastung der Böden durch das Gewicht der Traktoren falle dafür weg.

Die Landwirte setzen immer mehr auf innovative Technologien, zusammengefasst unter dem Begriff «Precision Farming». Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Erstellung von Bildern, schreiben die Verantwortlichen der 17. internationalen Fachmesse Tier&Technik. Mit Sprühgeräten und Abwurfeinrichtungen könnten Feldarbeiten automatisiert werden.

Sensoren ermöglichten die Aufnahme diverser Messwerte. In naher Zukunft soll abgeleitet werden können, ob und mit welchen Nährstoffen gedüngt wird und welches Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen soll.

(sda/ccr)