Boris Durisin ist erst 28. Aber er forscht und lehrt bereits an der Università Bocconi in Mailand – einer der ersten Adressen für Managementausbildung in Europa und in einem Zug genannt mit den Topschulen Insead bei Paris, IMD in Lausanne und der London Business School. Dabei hat Durisin erst in diesem Frühling von der Universität St. Gallen seinen Doktortitel verliehen bekommen.

Allerdings deutete schon vorher manches darauf hin, dass er nach Abschluss des Studiums eine akademische Laufbahn wählen würde. Schon die Promotion bei Professor Georg von Krogh glich mehr dem amerikanischen Ph.D. – normalerweise das Tor zur Laufbahn als Wissenschaftler – als dem herkömmlichen schweizerischen Doktorandenstudium. Vier Jahre hat sich Boris Durisin dafür Zeit genommen und neben der Arbeit an seiner Dissertation über die Entwicklung der Strategien im globalen Investmentbanking in verschiedenen Projekten des Instituts mitgewirkt. Dazu kamen Forschungsaufenthalte an der Università Bocconi, an der Stern School der New York University und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Schon der Beginn von Durisins Studienzeit war ungewöhnlich: Nach der Matura in Zürich schrieb er sich an der Universität Zürich als Student der Wirtschaftswissenschaften ein, belegte aber gleichzeitig Vorlesungen in Philosophie, Psychologie, Sozialwissenschaften. «Ich wollte so viel aufsaugen wie nur möglich.» Nach zwei Jahren wechselte er nach St. Gallen, um dort das Wirtschaftsstudium abzuschliessen und dann ein Zweitstudium in Geistes- oder Sozialwissenschaften anzuhängen. Nach einem Austauschsemester in Paris hatte er ein offenes Ohr für das Angebot von Professor Georg von Krogh, als Assistent am Institut für Betriebswissenschaft zu bleiben.

An die Università Bocconi in Mailand kam er über Professor Salvio Vicari, der ihm als «faszinierende Persönlichkeit» an einer Konferenz in St. Gallen 1998 aufgefallen war. Heute ist Durisin in seinem Team als Assistant Professor tätig, hält seine eigenen Vorlesungen an der Universität und in Masterprogrammen sowie auch Weiterbildungskurse für Manager und forscht im Fachbereich Marketing und Innovation. Was wiederum typisch ist: Von seinem Fachgebiet Strategisches Management aus hat er immer die Fühler in andere Bereiche ausgestreckt. In New York hat er sich mit Finanzinstituten beschäftigt, am MIT mit dem Management von Technologie und Innovation.

Anders als Schweizer Universitäten kennt Bocconi wie die amerikanischen Schulen den so genannten «tenure track»: Gleich nach dem Ph.D. werden die jungen Wissenschaftler Assistant Professor, nach einigen Jahren Associate und schliesslich Full Professor – aber nur, wenn sie den hohen Anforderungen an Forschung und Lehre genügen. An der Bocconi wird beispielsweise jede einzelne Lektion von den Studierenden bewertet. Für Boris Durisin eine Herausforderung: «Ich bin jetzt ein Jahr da, und meine Arbeit macht mir viel Spass.»


Über die Grenzen blicken

Förderer:
Neben Michael Cusumano (MIT) und Ingo Walter (NYU) verdankt Boris Durisin zwei Personen wichtige Anstösse für seine Laufbahn. Die eine ist der St.-Galler Professor Georg von Krogh, der sein Talent frühzeitig erkannte und ihm die Chance gab zu promovieren. Die zweite ist der Bocconi-Professor Salvio Vicari. Beide sind keine weltfremden Wissenschaftler, die sich ein Leben lang auf ein sehr enges Spektrum ihres Fachgebiets konzentrieren. Von Krogh beschäftigt sich intensiv mit Strategie und Wissensmanagement und hat sich immer wieder mit der Vernetzung von Wissen befasst. Von einer anderen Seite her, nämlich vom Marketing, beschäftigt sich auch Salvio Vicari mit Knowledge-Management und leitet sein eigenes Unternehmen. Diese Offenheit für fachübergreifende Fragen hat es Boris Durisin angetan. Und er hat auch immer das Gespräch mit Praktikern gesucht.

Ab ins Ausland: Anders als die meisten Studierenden in der Schweiz hat Boris Durisin das Angebot, im Ausland zu studieren und zu forschen, genutzt und sich aktiv darum bemüht. Die Studienaufenthalte in Mailand, Paris, Cambridge und New York haben ihn nicht nur mit Wissenschaftlern und Praktikern in Kontakt gebracht, mit denen er heute noch seine Ideen austauschen kann, sondern auch die Augen für neue Ansätze der Forschung und Lehre geöffnet.
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