Sie erinnern regelmässig daran, sich mehr zu bewegen: Digitale Sportarmbänder - sogenannte Fitnesstracker - werden immer beliebter. Auch die neue Smartwatch von Apple und andere Hightech-Uhren bieten eine solche Funktion an, um Sportmuffel vom Sofa zu holen. Doch Experten schlagen Alarm: Die von den Mini-Computern erfassten Daten könnten in falsche Hände geraten. Das möglicherweise gesündere Leben kann so am Ende teuer erkauft sein. Die Unternehmen weisen Sicherheitsbedenken jedoch zurück.

Die teils stylischen Armbänder gibt es in verschiedensten Ausführungen und kosten bis zu 150 Euro. Bekannte Anbieter sind Jawbone, Fitbit, Garmin, Sony und Nike. Über Bluetooth können die Geräte meist kabellos mit dem Smartphone verbunden werden. Verschiedene Apps bereiten die Daten auf und stellen die eigenen Erfolge in Grafiken dar. Bei einigen wird auch die Pulsfrequenz erfasst. Mit Signaltönen und Warnsignalen werden die Nutzer darauf aufmerksam gemacht, dass ein Tagesziel noch nicht erreicht ist oder sie zu lange inaktiv waren.

«Die Armbänder sind zum Beispiel gut dazu geeignet, den Benutzern einen Anreiz für mehr Bewegung zu geben und nicht auf dem Sofa sitzen zu bleiben», sagt Informatikprofessorin Anja Feldmann von der Technischen Universität Berlin. Dies könne etwa Menschen mit chronischen Erkrankungen helfen. Allerdings seien die von Fitnesstrackern und Smartwatches ausgehenden Gefahren nicht zu unterschätzen. So könnten die aufbereiteten Daten vom Anbieter etwa zu Marketingzwecken weiterverarbeitet werden. «Grosses Interesse an den Daten haben vermutlich auch Versicherungen», warnt Feldmann.

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Versicherungen und Arbeitgeber potenzielle Interessenten

Auch der Direktor des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam, Christoph Meinel, sieht die Kehrseite der Medaille darin, «dass die Daten gesendet, gesammelt und ausgewertet werden». Sie könnten weitergegeben und etwa für Gesundheitsangebote oder Werbeaktionen genutzt werden. Zudem besteht die Gefahr, dass die Informationen auf ihrem Weg durchs Internet abgefangen werden. Schlimmstenfalls könnten die Aufzeichnungen sogar erkennbar machen, dass jemand nicht besonders fit sei oder sich ungern bewege, und damit die Frage aufwerfen, ob er für einen bestimmten Job geeignet sei.

Und Daten, die einmal im Internet seien, liessen sich nicht mehr löschen, warnt Meinel. «Schon nach kurzer Zeit liegt bis ins Detail ein Bewegungsprofil vor, aus dem man genau sehen kann, wo sich jemand gewöhnlich aufhält.» Das wiederum bringt ebenso wie die Standortbestimmung am Smartphone vielfältige Gefahren mit sich. Dies könne von anderen genutzt werden, schlimmstenfalls für Wohnungseinbrüche.

Firmen selbst nutzten die Infos zu Marketingzwecken

Ein schlechtes Zeugnis stellt auch die US-Sicherheitsfirma Symantec den Fitness-Armbändern und Smartwatches aus. Fast alle getesteten Geräte wiesen Sicherheitslücken auf. Eine von fünf Apps übertrage Benutzerinformationen sogar ohne jegliche Verschlüsselung. Die Firmen selbst nutzten die Infos oft zu Marketingzwecken. Kritisch ist laut Symantec auch, dass die Daten an mehrere Empfänger gesendet würden. Bei einer App seien sie an 14 verschiedene Orte verschickt worden, an denen sie von Hackern angezapft werden könnten.

Experten raten daher seit langem, für alle Anwendungen und Konten unterschiedliche Benutzernamen und Passwörter zu benutzen. Die nicht ausspähsichere Bluetooth-Funktion sollte ausgeschaltet werden, wenn sie nicht gebraucht werde. Auch sollte stets die neueste Version genutzt werden. Die Unternehmen sehen in dem Markt gleichwohl ein erhebliches Potenzial. Nach Angaben von Symantec wurden allein in Deutschland in der ersten Jahreshälfte sechs Millionen Fitnessarmbänder und Smartwatches verkauft. Und der Kampf der Industrie ums Handgelenk hat gerade erst begonnen.

(reuters/ccr)