Wer schon einmal das Privileg hatte, einen Langstreckenflug in der First Class zu geniessen, wird sich wie im siebten Himmel gefühlt haben. Das Platzangebot ist majestätisch, das Essen und der persönliche Service auf dem Niveau der besten Luxushotels und -Restaurants. Doch es geht noch exklusiver – nämlich im eigenen Flieger.

Ein Privatjet kann entweder gekauft, aber auch geleast, mit anderen geteilt oder für einzelne Flüge gechartert werden. Multimillionäre, Milliardäre, Herrscherfamilien, aber auch Staatschefs wie die deutsche Bundeskanzlerin oder der US-Präsident haben zumeist unbegrenzten Zugriff auf, und besondere Ansprüche an ihre Jets. Sie arbeiten, entspannen oder schlafen teilweise mehrere Tage pro Woche an Bord. Wir checken ein, an Bord der «fliegenden Paläste», der teuersten Privatjets der Welt.

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Bis zu 900 Quadratmeter Platz im Jet

Oft begnügen sich die Superreichen deswegen nicht mehr mit kleineren Jets à la Bombardier Global, Dassault Falcon oder den legendären Gulfstreams mit ihren relativ schmalen Rümpfen. Stattdessen bestellen sie Passagiermaschinen von Airbus oder Boeing, die als sogenannte «Wide Body» mehr Platz und dank Zusatztanks zum Teil eine weltweite Reichweite bieten.

Wurde früher die normale Innenausstattung mit den vielen Sitzen erst entfernt und das Flugzeug danach umgebaut, bieten die beiden Branchenriesen inzwischen ab Werk spezielle VIP-Varianten mit leeren Rümpfen an. Dabei reicht das Spektrum von Maschinen mit zwei Triebwerken wie dem Airbus A318 ACJ (Airbus Corporate Jet) und der Boeing 737 BBJ (Boeing Business Jet) bis zu den vierstrahligen Giganten A380 und 747 – dem Jumbo. Die Preise starten bei rund 50 Millionen Euro und reichen unbestätigten Berichten nach bis über 300 Millionen Euro.

Fleugzeug-Bau: Parallelen zum Yachtbau

Ist die Entscheidung für das passende Flugzeug gefallen, geht es ans Design. Zwar bieten die Hersteller selbst auch eigene Entwürfe an, oft entscheiden sich die Kunden aber für darauf spezialisierte Unternehmen, die später ebenfalls die Umsetzung übernehmen.

Die «Completion Center» wie Jet Aviation in Basel oder Lufthansa Technik in Hamburg arbeiten wiederrum mit internen und externen Designern wie Andrew Winch zusammen. Sein Team in London beschäftigt sich zwar überwiegend mit Super- und Megayachten, zunehmend aber auch mit Jets – die Kunden haben oft beides – und in ihrem persönlichen Stil eingerichtet.  

Leichtbau für Schwergewichte

Grundsätzlich sind die technischen und gesetzlichen Anforderungen an die Luxusausstattung in den Fliegern nochmals deutlich höher als auf Yachten. Darum müssen sich die «Flugwerften» wie Lufthansa Technik mit über 60 Jahren Erfahrung kümmern. Bereits für den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde dort eine Lockheed Super Constellation mit einem improvisierten Bett, einem Arbeits-Bereich und Schlafsitzen umgerüstet.

Damals wie heute spielt das Gewicht eine zentrale Rolle. Damit die «fliegenden Paläste» nicht zu schwer werden, wird auf hauchdünne Edelholz-Furniere und vergoldete Bauteile statt auf massives Gold und Holz gesetzt. Ebenso penibel verarbeitetes Alcantara und feinstes Leder komplettieren das Wohlfühl-Ambiente.

Kaum ein Wunsch bleibt unerfüllt

Wo im Linienverkehr hunderte Passagiere zum Teil dicht gedrängt sitzen, reisen in den Luxusfliegern zumeist nur die Eigentümer, vielleicht noch einige Freunde und die Crew. Salons, Speisezimmer mit grossen Esstischen, Konferenzräume, Gebetsräume, Kinos, Schlafzimmer und Bäder wurden schon in Jets eingebaut und vorab mit Hilfe von virtuellen Simulationen geplant. Dabei stellen Duschen und Dampfbäder keine besondere Herausforderung dar – nur Badewannen und Pools sind bedingt durch das Gewicht des Wassers und die Statik des Flugzeuges nicht machbar.

Dafür gibt es andere technische Highlights wie Satelliten-Empfang für Fernsehen, Telefon, Internet und Videokonferenzen. Donald Trump, Roman Abramovich, Prinz Alwaleed Bin Talal von Saudi-Arabien, der Sultan von Brunei & Co können natürlich schnelles WLAN sowie Docking-Stations für Tablets und Smartphones nutzen. Es gibt sogar Entwürfe, wo die eigene Luxuslimousine direkt im Laderaum geparkt wird.

Diskretion und Sicherheit im Jet

Selbst Täuschkörper, sogenannte Flares, als Schutz vor Raketenbeschuss können installiert werden – wenn auch nicht gerne offiziell darüber gesprochen wird. «Unsere massgeschneiderten Produkte bieten individuelle technische Lösungen für unsere VIP-Kunden und den gesamten Lebenszyklus ihrer Flugzeuge», sagt zumindest Walter Heerdt, Senior Vice President Marketing & Sales von Lufthansa Technik. «Das Interesse an hochgradig individualisierten Kabinenausstattungen von Grossraumflugzeugen mit höchsten Qualitätsansprüchen ist ungebrochen.»

Diskretion und Verschwiegenheit sind oberstes Gebot in der Branche. Oft wünschen sich die Kunden dazu auch unauffällige Aussenlackierungen und so muss schon zweimal hingeschaut werden, um die teuersten Privatjets der Welt, zum Beispiel auf dem Flughafen von Nizza an der Côte d’Azur, von aussen zu erkennen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwester-Publikation «World's Luxury Guide».