Der Geschmack der Schweizer in puncto Wirtschaftsbücher ist äusserst stabil. Das zeigt das Ranking der meistverkauften Wirtschaftsbücher 2015. Sieben von zehn Büchern waren auch letztes Jahr schon in den Top Ten gelistet. Besonders angetan scheinen Herr und Frau Schweizer von Rolf Dobellis Büchern, drei davon schaffen es auch 2015 wieder unter die meistgelesenen. Grund genug bei den deutschsprachigen Bestsellerautoren nachzufragen: Was macht ihren Erfolg aus? Und welche Zutaten braucht es für ein kommerziell erfolgreiches Wirtschaftsbuch?

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Der hierzulande erfolgreichste Schriftsteller von Wirtschaftsbüchern, Rolf Dobelli, zeigt sich vom grossen Erfolg seiner Bücher überrascht. Abschliessend erklären kann er sich diesen nicht. Möglicherweise aber, meint er, hat es damit zu tun, dass «die Themen ‹Entscheidungsfindung› und ‹Denken› lange Zeit unterschätzt wurden – dafür die Themen ‹Leadership› und ‹Intuition› überschätzt. Das Pendel scheint endlich zurückzuschwingen.»

Leser suchen den praktischen Nutzen

Frank Arnold unterstreicht ebenfalls die Wichtigkeit, zum richtigen Zeitpunkt das richtige Thema anzusprechen. Daneben müsse ein erfolgreiches Buch einen klaren Mehrwert bieten – denn die Konkurrenz in der Branche ist gross und die Leser kritisch, sagt er. «Ganz wichtig ist es, den Zeitgeist zu treffen. Das ist einerseits das Thema, andererseits der Nutzen für die Umsetzung in der Praxis. Bücher, die einen hohen Nutzen für die Umsetzung liefern, sind gefragter, weil Leser Bücher mehr vergleichen und kritischer mit Bezug zum erwarteten Nutzen auswählen.»

Marc Friedrich und Matthias Weik haben zusammen «Der Crash ist die Lösung» geschrieben. Sie teilen Arnolds Meinung vom praktischen Nutzen. Wenn es dem Autor allerdings nicht gelingt, seine Botschaft unterhaltsam an die Käufer zu bringen, rettet auch der grösste Nutzen das Buch nicht. «Leser kaufen Bücher, die ihnen einen Mehrwert bieten.

«Ins Bunte abdriften» und Klartext reden

Das kann zum Beispiel ein praktischer Rat sein, wie sie sich im Niedrigzins-Umfeld verhalten sollen. Entscheidend ist auch, dass das Thema faktenbasiert, aber auch unterhaltsam aufbereitet wird. Wir machen das etwa mit Humor und Cartoons. Das darf gerne ins Bunte abdriften. Unsere Leser schätzen es, dass wir keine Angst haben, Opfer und Täter zu nennen und damit Klartext zu reden.»

Einen wichtigen Punkt spricht Urs Bärtschi an: «Ein erfolgreiches Wirtschaftsbuch widmet sich einem Thema, das jeden potenziellen Leser in irgendeiner Form anspricht – in meinem Fall ist es das Selbstmanagement. Weil das Publikum so breit ist, müssen viele Beispiele dafür sorgen, dass das Buch auch für alle lesbar ist.» Fakt ist: Die grosse Mehrheit der beliebtesten Wirtschaftsbücher der Schweiz sind nicht für ein Fachpublikum geschrieben, sondern richtet sich an alle interessierten Leserinnen und Leser. Anschauliche Beispiele helfen dabei, die zentralen Botschaften für jeden verständlich zu präsentieren.

«Infotainment» mit fundierten Fakten bieten

Die Verknüpfung von solidem Wissen und Unterhaltung ist für Dirk Müller der Schlüssel zum Erfolg. Die Leser wollen gut informiert werden, gleichzeitig muss ein Wirtschaftsbuch verständlich sein und unterhalten. Den Lesern soll die Lektüre auch Freude machen, ist Müller überzeugt. «Die Grundlage für ein erfolgreiches Wirtschaftsbuch ist eine solide Wissensbasis und natürlich eine gewissenhafte Quellenrecherche.»

Darüber hinaus sei es wichtig, den Lesern «Infotainment» zu bieten, sagt der Autor von «Showdown»: «Die Leute wollen fundierte Fakten und gleichzeitig Spass am Thema haben. Die richtige Kombination macht es aus.»

Die Erklärungen der Bestsellerautoren zeigen: Für den Erfolg eines Wirtschaftsbuches sind viele Faktoren mitbestimmend, alle lassen sich aber gewissermassen auf den Leser zurückführen. Bücher sind für Leser gemacht.