Die Frau, die Dominique Strauss-Kahn der Vergewaltigung beschuldigt, hat nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft in mehreren Punkten gelogen. Dies berichteten die «New York Times» und Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Ermittlungskreise.

Unter anderem soll die Hotelangestellte über einige ihrer Tätigkeiten in den Stunden um den mutmasslichen Übergriff gelogen haben. Dies bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass die Staatsanwaltschaft auch ihre Schilderung des Vorfalls selbst in Frage stellt.

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Das Zimmermädchen hat nach Vermutungen der Staatsanwaltschaft auch über ihren Lebenslauf gelogen, wie eine Gewährsperson der Nachrichtenagentur AP sagte. Demnach soll sie in ihrem Asylantrag verschiedentlich die Unwahrheit gesagt haben. Dazu zähle, dass die Frau erklärt habe, sie sei in ihrem Heimatland Guinea vergewaltigt worden.

Scheitert die Anklage?

Gemäss der «New York Times» steht die Anklage gegen Strauss-Kahn vor dem Scheitern. Die Zeitung berichtete auch von einem aufgezeichneten Telefongespräch der 32-jährigen, in dem sie die finanziellen Vorteile einer Beschuldigung des damaligen Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwähnt haben soll.

Das Gespräch führte sie demnach mit einem inhaftierten Mann, kurze Zeit nachdem es nach ihren Angaben zu der Vergewaltigung gekommen sein soll. Strauss-Kahn hat die Vorwürfe einer Vergewaltigung vehement zurückgewiesen, seine Anwälte sprechen von einvernehmlichem Sex.

Die Staatsanwaltschaft wird gemäss den Angaben heute Freitag eine drastische Lockerung der Hausarrestauflagen und eine Reduktion der millionenschweren Kaution fordern. Ein ungewöhnlicher Schritt, zumal die Staatsanwaltschaft anfangs erklärt hatte, die Beweise gegen den Franzosen seien erdrückend. Die Anhörung ist auf den späten Nachmittag (MESZ) angesetzt.

Die «New York Times» berichtete, eine Entlassung aus dem Hausarrest sei möglich. Das deute darauf hin, dass ernsthafte Vorwürfe gegen Strauss-Kahn keinen Bestand hätten. Dessen Anwalt, William Taylor, sagte nur, die Anhörung sei anberaumt worden, um den Kautionsplan zu prüfen. Staatsanwaltschaft und Polizei wollten sich nicht äussern.

Politisches Comeback?

Sollte die Anklage fallengelassen werden, könnte dies den Weg für ein politisches Comeback des 62-Jährigen in seiner Heimat Frankreich ebnen. Dort galt er bis zu seiner Verhaftung im Mai als Hoffnungsträger der Sozialisten für die Präsidentenwahl.

Strauss-Kahn steht seit seiner Freilassung auf Kaution in Höhe von einer Million Dollar und einer Hinterlegung von Bürgschaften über fünf Millionen Dollar unter strengem Hausarrest. Der französische Ökonom und Diplomat wird in einem luxuriösen Stadthaus in Manhattan rund um die Uhr bewacht und muss eine elektronische Fussfessel tragen. Er darf das Stadthaus im trendigen Viertel Tribeca nur verlassen, um Gerichts-, Anwalts- oder Arzttermine wahrzunehmen und einmal wöchentlich an einem Gottesdienst teilzunehmen.

Die Sicherheitsmassnahmen, darunter auch Überwachungskameras, kosten ihn schätzungsweise 200'000 Dollar im Monat, die Miete beträgt 50'000 Dollar.

(cms/kgh/sda)