Das Beste boten die Forumsgründer Stefan Linder und Peter Stähli gleich zu Beginn: den Auftritt des amerikanischen Wirtschaftspublizisten und Professors Thomas Friedman. Seine Einschätzung der Krise: "Das Ausmass ist enorm." Die Krise sei einzigartig, weil sie so tief gehe, wie wir es noch nie gesehen hätten, so umfassend, global und von einer Komplexität sei wie nie zuvor erlebt. "Zudem ging es in den USA los", so Friedman, und wenn etwas in Amerika geschehe, können sich keiner entziehen. "Wir werden eine Rezession erleben, wie sie unsere Grossmütter nie gesehen haben, also seien Sie demütig", mahnte Friedman.

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Wie findet die Welt wieder heraus? "Indem wir wieder nachhaltige Werte schaffen und richtige Dinge produzieren, nicht nur Geld zu Geld machen." Friedman meinte: "Alle wollten sein wie Goldman Sachs, das ist so, wie wenn mein Elektriker plötzlich zum Casino-Betreiber werden will." Der Publizist verbindet die Problematik von Wirtschaft und Umwelt, plädiert für Nachhaltigkeit in beiden Bereichen. Derzeit zeigten uns Mutter Natur und der Markt gleichzeitig die Grenzen auf. "Wir buchen alle Schulden auf die Kreditkarten unserer Kinder."

Die echte grüne Revolution würden wir erst noch erleben, so Friedman. Wir müssten den Begriff redefinieren: Grün sein habe künftig nichts mehr mit Tofu und Sandalen zu tun, sondern mit Wirtschaftspower. Von Revolution könne bisher ja noch keine Rede sein, obwohl wir alle davon sprächen: "Doch können Sie mir eine echte Revolution nennen, bei der keiner verletzt wurde?", fragte Friedman. "Verändere dich oder stirb", so werde es für Unternehmen, die den Zeitgeist nicht begreifen, bald heissen, ähnlich wie bei der IT-Revolution. Der Publizist sieht in der Energietechnologie (ET) das, was die Informationstechnologie in den vergangenen Jahren war. Wer die ET beherrsche, habe künftig die Macht.

Lag es an der Brillanz des US-Professors? Der Rest des Programms fiel eher ab. Das Plädoyer des ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko für sein Land wirkte langfädig und ermüdend, ausgerechnet der Vater der orangen Revolution sprach ein wenig im Altsowjetstil.

Eher flach auch die CEO-Runde mit Vertretern der grossen Sponsoren; mit Allgemeinplätzen über die eigene Firma lässt sich nicht glänzen. Für Leben auf dem Podium sorgte zwar Carsten Schloter mit angriffigen Tiraden gegen die Finanzindustrie. Wer meine, mit Finanzmarkt-Spekulationen würden echte Werte geschaffen, der gehöre in die Heilanstalt, schimpfte der Swisscom-Chef. Dann schoss er über das Ziel hinaus und plädierte dafür, "kurzfristige Spekulationen" ganz einfach "zu verbieten". Eine Steilvorlage für den UBS-Schweiz-Chef Franco Morra. Doch der holte sich auf der Bühne kaum Punkte. Schon klar, wer sich aus der UBS auf ein öffentliches Podium wagt, hat einen schweren Stand. Morra hätte es vielleicht besser sein lassen. Plattitüden zur Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden und Kunden finden derzeit keinen Anklang.

Zum Schluss der Konferenz gab es dann aber wieder ein grosses Wetterleuchten: Virgin-Gründer Richard Branson als glamouröser und humorvoller Verkäufer seiner eigenen Geschichte.


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Networking: 6
Unterhaltung: 4-5
Börsenkapital: 6