Trotz einer kritischen WHO-Studie wollen Intensiv- und Notfallmediziner sowie Pneumologen in Deutschland das Medikament Remdesivir zunächst weiter zur Behandlung bestimmter Corona-Patienten einsetzen. Das geht aus neuen Leitlinien zur stationären Behandlungen von Covid-19-Patienten hervor, die mehrere medizinische Gesellschaften am Montag veröffentlichten.

«Bei hospitalisierten, nicht beatmeten Patienten mit Covid-19 Pneumonie und Sauerstoffbedarf, kann eine Therapie mit Remdesivir erfolgen», heisst es in der Empfehlung. «Allerdings ist das eine ganz schwache Empfehlung», sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der Nachrichtenagentur Reuters. Es bleibe den Ärzten freigestellt, ob sie das Mittel der US-Firma Gilead verwenden wollen, das ursprünglich gegen eine Ebola-Erkrankung entwickelt wurde.

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Keine «saubere» Arbeit der WHO

Die WHO war vergangene Woche zu dem Urteil gekommen, dass Remdesivir keine Wirkung zeige und hatte sich gegen einen Einsatz bei einer Behandlung im Krankenhaus ausgesprochen. Auch das deutsche Gesundheitsministerium hatte aber betont, man warte vor einer Änderung der eigenen Politik auf eine Neubewertung durch die EU-Behörden. Die deutschen Ärzte erwähnen in ihren Leitlinien den neuen WHO-Befund deutlich.

Janssens übte aber auch Kritik an der WHO. «Bei der Bewertung eines Medikaments mit einer so hohen Auswirkung erwarte ich schon sauberes wissenschaftliches Arbeiten», sagte er. So sei die Studie noch nicht abschliessend überprüft worden.

Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober einen Vertrag mit Gilead über die Lieferung von bis zu 500'000 Dosen Remdesivir in den kommenden sechs Monaten unterzeichnet.

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(reuters/gku)