Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt dramatisch. Aber vielleicht weniger dramatisch als oft vermutet: Eine Befragung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW zeigt, dass trotz des Hypes um Kommunikationskanäle wie Skype oder Slack das E-Mail einer der wichtigsten Pfeiler interner Kommunikation bleibt.

Wenn es um die Digitalisierung der Arbeitswelt geht, zeigen Studien meist zwei Extreme: Zum einen gibt es die Berichte von Beratungsfirmen, welche Geschäftsmöglichkeiten sich daraus für Unternehmen ergeben, zum anderen düstere Zukunftsprognosen, dass die Hälfte der Arbeitnehmenden durch Roboter ersetzt werden.

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Weniger dramatisch als vermutet

Das IAP Institut für Angwandte Psychologie der ZHAW hat über 600 Fach- und Führungskräften in der Schweiz dazu befragt, um ein etwas «unaufgeregteres Bild dieser Umwälzungen zu erhalten», wie Studienleiterin Sarah Genner auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.

Tatsächlich stellten sich die Umwälzungen dabei teils als weniger dramatisch heraus, als man es mitunter vermuten könnte. Für die interne Kommunikation in Unternehmen werden beispielsweise nur zu einem winzigen Bruchteil gehypete Kanäle wie Skype oder Slack genutzt. 29 Prozent der internen Kommunikation läuft über E-Mail, 28 Prozent über Meetings und 18 Prozent über informelle Absprachen. Dank digitaler Medien in der Teamkommunikation fühlen sich zudem viele zwar besser informiert, aber nicht unbedingt effizienter.

Kaum Angst vor den Robotern

Überraschend ist insbesondere die Sorglosigkeit in Bezug auf die eigene Jobsicherheit: «Obwohl gemäss vielen Studien knapp die Hälfte der Arbeitsplätze durch die digitale Transformation wegfallen wird, denken mehr als drei Viertel, dass ihr Job in Zukunft nicht durch Maschinen ersetzt wird», erklärte Genner gemäss der Mitteilung.

Grund dafür sei aber sehr wahrscheinlich, dass die Befragten ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau hatten und der Jobverlust durch Automatisierung eher weniger gut Ausgebildete trifft, so Genner gegenüber der sda. «Insofern gelten unsere Ergebnisse nicht für die gesamtschweizerische Bevölkerung», betonte die Forscherin.



Allerdings spielten die Digitalisierung und die neuen Kommunikationskanäle auch eine gewisse Rolle bei Auslagerung von Unternehmensbereichen ins Ausland. Auf diese Weise sind auch besser Ausgebildete in gewissen Branchen von sinkender Jobsicherheit betroffen, auch wenn sie nicht durch Roboter ersetzt werden.

Ständige private Erreichbarkeit

Ebenfalls Thema der Befragung war die durch die Digitalisierung verwischte Grenze zwischen Arbeit und Privatleben, wobei die Forschenden auf einen eher vernachlässigten Aspekt hinweisen: Fast die Hälfte der Studienteilnehmenden gab an, auch ausserhalb der Arbeitszeit für den Arbeitgeber digital erreichbar zu sein. Andersherum sind aber rund drei von vier während der Arbeitszeit auch privat online.

«Über die negativen Folgen der ständigen Erreichbarkeit für den Arbeitgeber wurde schon viel diskutiert, aber auch die ständige private Erreichbarkeit baut Druck auf», sagte Genner gegenüber der sda. Für Privates während der Arbeitszeit nicht erreichbar zu sein - beispielsweise im Rahmen von externer Kinderbetreuung - könne viel grössere Probleme verursachen als einmal auf ein Mail des Arbeitgebers ausserhalb der Arbeitszeit nicht zu reagieren.

Etwas über die Hälfte der Befragten wünschte sich zudem, dass der Arbeitgeber Erreichbarkeitserwartungen ausserhalb der Arbeitszeit klar regeln würde. So gab auch etwa die Hälfte an, die ständige Erreichbarkeit für die Arbeit führe bei ihnen zu Gesundheits- und Schlafproblemen.

Keine klare Definition

Ausserdem stellte sich in der Befragung heraus, dass «Digitalisierung» ein ausgesprochen schwammiger Begriff ist. Die Studienteilnehmenden hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was unter Digitalisierung, digitale Transformation oder Arbeiten 4.0 zu verstehen ist.

«Da wurde ein riesiges Spektrum genannt, ganz häufig 'papierloses Arbeiten', aber auch 'Robotik' und 'Künstliche Intelligenz' oder 'Social Media'. Relativ selten kamen auch Schlagwörter wie 'Big Data' oder 'Industrie 4.0'», so Genner. «Unsere Schlussfolgerung daraus ist, dass man klar formulieren muss, wovon man redet, wenn es um Digitalisierung geht», erklärte die Forscherin.

(sda/ccr)

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