Für Jean-Claude Biver ist alles ganz einfach: «Frauen wussten vor den Männern, dass eine Uhr mehr zeigt als die Zeit – nämlich Status, Emotionen, einen Traum und Schönheit.» Der Markt der Schmuckuhren für Frauen wachse ständig, das Potenzial sei beachtlich: «Frauen haben eine natürliche Neigung zu ewiger Schönheit in Gestalt von Edelsteinen.» Entsprechend fasste der grosse Systematiker Biver auch in der Haute Joaillerie Fuss. Er lancierte bei Hublot die Tutti Frutti Tourbillon Full Pavé.

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Früher waren hochkarätige Schmuckuhren vorab eine Cartier-Domäne. Nur wenige Marken, etwa Piaget und Vacheron Constantin mit der 1979 vorgestellten Kallista, sorgten schüchtern für Alternativen.

Heute sieht das Bild faszinierend anders aus. Die grossen Marken bespielen das Terrain der Haute-Joaillerie-Uhren mit grosser Hingabe. Die Annäherung erfolgte durchaus spielerisch oder «aus dem Bauch», wie es Caroline Scheufele formulierte.

Bulgari: Logischer Mitspieler

Die Chopard-Co-Chefin plante 1998 einen Event für die neue Chopard-Boutique in Cannes, dachte an einen festlichen Abend, sprach mit dem Filmfestival-Präsidenten und wurde eingeladen, Festival-Partnerin zu werden. So kam Chopard zu den Celebrities, über diese zur Haute Joaillerie und schliesslich zu ultimativen Schmuckuhren wie der Heure du Diamant.

Bulgari wiederum war ein logischer Mitspieler beim exklusiven Turf. Die Römer haben eine lange Geschichte und eine unbestrittene Kompetenz in der Haute Joaillerie. Nachdem sie sich zunehmend auch als ernsthafte Uhrenmarke mit Schweizer Produktion etabliert hatten, drängten sich glamouröse Schmuckuhren auf. Bulgari-CEO Michael Burke beschreibt den Stil der Marke als «eine Verneigung vor der Vergangenheit mit einem Blick auf die Zukunft». Die unverwechselbare, 1948 erstmals vorgestellte Serpenti illustriert ihn idealtypisch.

Audemars Piguet aus Le Brassus VD konzentriert sich mit der Millenary mehr auf die Verbindung von moderner Haute Horlogerie mit Haute Joaillerie. Jaeger-LeCoultre im benachbarten Le Sentier pflegt dagegen beides. Neben der Master Lady Tourbillon Enamel setzt die Manufaktur auch auf floral verspielte Kostbarkeiten wie die im Frühjahr vorgestellte Montre Extraordinaire La Rose mit der im Haus intensiv gepflegten Schnee-Sertissage.

Chanel hat es am weitesten gebracht

Breguet stieg noch unter Nicolas G. Hayek in die Haute Joaillerie ein. Mit der üppigen Bestückung für die Reine de Naples setzten die Erben Abraham Louis Breguets konsequent auf eine klassische Formensprache.

Sehr viel moderner und mit bemerkenswerter Raffinesse positioniert sich Piaget. An der jüngsten Biennale des Antiquaires präsentierten die Genfer die Couture Précieuse, eine Manschettenuhr mit Diamanten im Baguette- und Brillantschliff mit einem Gesamtgewicht von 24,3 Karat. Mit der Uhr bekennt sich Piaget «zu ihren Ursprüngen», so Philippe Léopold-Metzger. «Die Manschettenuhren gab es immer bei Piaget. Uhr sowie aussergewöhnlicher Schmuck bilden eine Einheit.»

In der Haute Joaillerie unübersehbar ist inzwischen auch die Präsenz von Modemarken. Darunter hat es Chanel am weitesten gebracht. Legitimität wird den Bijoux de Diamants 1932 sicher niemand absprechen.

Die Konkurrenz stimuliert die Kreativität und die Bereitschaft, die Haute Joaillerie neu zu interpretieren und aus dem Rahmen der grossen Soirées hinauszuführen. Besonders bei Cartier, dem traditionellen Leader, ist dies der Fall. Er ist führend in der Kombination von Haute Horlogerie und Haute Joaillerie oder in der Verbindung dekorativer Zifferblätter mit figürlichen Motiven.

Cartier kann für sich in Anspruch nehmen, die Vorstellung von Haute Joaillerie für Uhren nachhaltig erweitert zu haben. Hélène Poulit-Duquesne, Marketing-Chefin bei Cartier, hält nüchtern fest, dass «das Segment der hochwertigen Schmuckuhren heute stark umkämpft ist. Cartier hält ihren Vorsprung dank neuen Kollektionen wie dem Cirque Animalier oder der Panthère Mystérieuse. Es sind Tiermotive, kombiniert mit komplizierten Werken. Sie repräsentieren den Cartier-Stil. Er bleibt unnachahmlich. Dazu kommen jedes Jahr rund 30 Einzelstücke.»