Wie ein Retter wird Ulrich Lehner gefeiert. Als Chefkontrolleur soll er den Stahlkonzern ThyssenKrupp von Verlusten und Korruptionsvorwürfen befreien. Corporate Governance will Lehner zum Schwerpunkt machen – dabei machte er gerade dabei keine gute Figur. Als Vizepräsident winkte er Daniel Vasellas 72-Millionen-Abfindung durch, die er auch jetzt als Interims-Chairman verteidigt. Um mehr Zeit für ThyssenKrupp zu haben, gibt Lehner nun andere VR-Mandate ab. Doch der Verzicht entpuppt sich als Rosinenpickerei: Er behält Mandate mit einem Jahressalär von insgesamt 1,9 Millionen Franken.

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Gerade seine besten Aufsichtsposten gibt Lehner nicht ab: etwa den Job bei Novartis, der ihm im letzten Jahr 853 000 Franken einbrachte. Auch die Renommierposten als Oberaufseher der Deutschen Telekom und als E.ON-Verwaltungsrat – je 280 000 Fanken schwer – behält er. Genauso bleibt Lehner im Gesellschafterausschuss des Konsumgüterkonzerns Henkel, der ihm 240 000 Franken und ein wichtiges Netzwerk einbringt.

Lehner trennt sich nur vom Aufsichtsamt bei der Henkel Management AG, wo er kein Gehalt bezog. Auch den Posten bei der Porsche SE – immerhin 330 000 Franken schwer – gibt er ab. Dort wird es künftig sowieso langweiliger, denn nach dem Verkauf des Autogeschäfts an VW wird die Porsche SE eine Beteiligungsholding. Immerhin ein interessantes Mandat gibt Lehner auf: den Job als Beirat beim Mischkonzern Oetker. Dafür steigt er bei ThyssenKrupp als Delegierter der mächtigen Krupp-Stiftung auf: Vorgänger Gerhard Cromme erhielt dafür 260 000 Franken.

Fraglich ist nun, ob der im Sommer neu antretende Novartis-Präsident Jörg Reinhardt nach dem Vasella-Debakel alte Zöpfe abschneidet und Lehner aus dem Pharmakonzern drängt. Dessen jetzige Amtszeit endet dort 2014.