Valerie Bönström müsste eine Frau sein, die Atemnot auslöst. Ihre Biografie macht schwindelig: Mit 24 Jahren hat sie die erste Filiale ihrer Fitnesskette eröffnet und ist fast zeitgleich Mutter geworden. Mit 27 Jahren hat sie ihr zweites Studium abgeschlossen, nach dem Informatik-Diplom noch einen MBA.

Heute, mit 34 Jahren, ist sie Mutter von drei Kindern und feiert das zehnjährige Bestehen von Mrs. Sporty. Bei ihrer Fitnesskette für Frauen trainieren mittlerweile mehr als 200'000 Mitglieder in einer der 550 Filialen, die sich auf sieben Länder Europas verteilen.

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Entspannt in Jeans und Turnschuhen

Trotz ihres rasanten Aufstiegs ist Valerie Bönström bei ihrem Besuch in der Filiale Schlieren ZH von Atemlosigkeit weit entfernt. Ihre wachen blauen Augen verraten nicht, dass sie um vier Uhr früh aufgestanden ist. In Jeans und Turnschuhen gibt sie sich entspannt. Sie passt in den Kreis der Frauen, die im Zirkeltraining bei Mrs. Sporty trainieren.

Diese Basisnähe ist eines der Erfolgsrezepte der Unternehmerin. Valerie Bönström möchte wissen, wie die Praxis läuft,  wenn sie mit ihren Franchisenehmern spricht. Als sie sich 2009 endgültig entschied, Mrs. Sporty zu ihrem Projekt zu machen, übernahm sie darum einen zweiten eigenen Club – und durchlief ihr eigenes Franchiseverfahren. Mittlerweile leitet sie fünf eigene Filialen – neben der Geschäftsführung der gesamten Marke.

«Eigentlich wollte mein Mann die Fitnesskette gründen»

Ursprüngliche hatte die gebürtige Berlinerin mit Unternehmertum wenig am Hut. «Eigentlich war es mein Mann, der eine Fitnesskette nur für Frauen gründen wollte», sagt Valerie Bonström. «Ich war mit meinem Informatik-Studium beschäftigt und wollte promovieren». Doch Niclas Bönström stellte bald fest, was eine Frauen-Fitnesskette braucht – eine Frau an der Spitze.

Valerie wurde gebraucht: «Ich bin eingestiegen und habe schnell gemerkt, dass mir das direkte Erfolgserlebnis bei der praktischen Arbeit gefällt» In die Schweiz kommt Valerie Bönström derzeit häufig, rund zwei Mal im Monat. Etwa, um den ersten Club in Basel zu eröffnen und in Zürich Räume für einen weiteren Standort zu begutachten. Die Kette soll in der Schweiz wachsen.

«Clubs in der Schweiz äusserst erfolgreich»

«Die Clubs in der Schweiz sind wirtschaftlich äusserst erfolgreich», sagt Bönström. Um die 300`000 bis 420´000 Franken Umsatz im Jahr macht jede Filiale hierzulande. Damit liegen die Mrs.-Sporty-Clubs im guten Mittelfeld auf dem Schweizer Fitnessmarkt: Nur 4,3 Prozent der Fitnessclubs nehmen weniger als 125'000 Franken ein. Knapp ein Drittel machen sogar mehr als 1,5 Millionen Franken, wie der Schweizerische Fitness und Gesundheitscenter Verband (SFGV) erhoben hat.

Doch die mit viel Pink eingerichteten Clubs von Mrs. Sporty behaupten sich damit am Schweizer Markt gleich in zwei Bereichen, die untypisch für die Branche sind.  Zum einen richten sich nur sechs Prozent alles Fitnessclubs ausschliesslich an Frauen – und diese sind überdurchschnittlich häufig im unteren Segment anzutreffen. Zum anderen etablieren sie sich als Kette. Selbst die grossen Vertreter wie Migros, Silhouette oder Let’s Go Fitness kommen nur auf Marktanteile von wenigen Prozent, die meisten Anbieter sind KMU.

900 Filialen bis 2020 sind das Ziel

Das spürt auch Bönström. «Die Schwelle zur Selbstständigkeit ist in der Schweiz vielleicht etwas höher», sagt sie. «Einfach auch, weil der Arbeitsmarkt so gut ist.» Dennoch hat sie für die Schweiz konkrete Ziele: Bis 2020 sollen es 25 Clubs werden. Derzeit sind es neun. In dieser Zeit soll sich Mrs.Sporty insgesamt auf 900 Filialen hocharbeiten. An ihrer Seite steht dabei Tennisspielerin Steffi Graf – die Mitgesellschafterin ist und auch gleich das Werbegesicht der Kette.

Nach der Boom-Phase in den ersten acht Jahren des Clubs spürt Bönström aber auch, dass es Zeit ist, das Konzept der Kette anzupassen. «Wir haben immer mehr Mitglieder, die unterschiedlich fit sind», sagt sie. Darum ist unter ihrer Ägide das digitale Fitnessgerät Pixformance entstanden, dass per Videoanleitung auf den einzelnen Nutzer abgestimmtes Training erlaubt. Es wird mittlerweile auch am renommierten Berliner Charité-Spital für den Reha-Sport eingesetzt. Damit soll den Frauen, die bei Mrs. Sporty trainieren, eines auch in Zukunft erspart bleiben – Atemlosigkeit.