Wenn die Swiss unter das Dach der Lufthansa schlüpft, wird sich äusserlich nicht viel ändern – die Flugzeuge behalten ihren Anstrich, und auch das Management bleibt. Am deutlichsten sichtbar wird das Zusammengehen der beiden Airlines auf den Plastikkarten von etwa zwei Millionen Kunden – nicht nur die Airline Swiss, auch der Swiss TravelClub fusioniert mit der grossen Schwester. Das Vielfliegerprogramm der Swiss wird zusammengelegt mit dem der Lufthansa. Stichtag ist der 1. April 2006. Mit dem passenden Frequent-Flyer-Programm ist Swiss dem Beitritt zur Star Alliance einen weiteren Schritt näher gekommen.

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Was erwartet die Swiss-Kunden? Zunächst ein neuer Name: Miles & More heisst ihr zukünftiges Vielfliegerprogramm. Sämtliche Swiss-TravelClub-Mitglieder erhalten im März 2006 ihre neue Teilnehmerkarte, die auf Swiss und Miles & More lautet.

Das Co-Branding von Swiss und Miles & More deutet an, wohin die Reise geht: Die Swiss-Kunden treten dem System Miles & More bei: mit ihrem gesamten Meilenguthaben und ihrem erreichten Status, dessen Gültigkeitsdauer zudem gemäss den neuen, grosszügigeren Regeln verlängert wird. «Dieses Gesamtpaket bietet unseren Kunden Vorteile und ist zugleich der schnellste Weg in die Allianz», sagt Christoph Beckmann, Chief Marketing and Strategy Officer der Swiss.

Der wichtigste Vorteil für die Kunden, den der Allianz-Beitritt bietet, ist die grosse Anzahl von Airline-Partnern: Alle fünf Sekunden hebt eine Maschine der Star Alliance ab, und hinzu kommen 18 weitere Airlines, wie Condor, Air China oder Luxair – bei all diesen Partnern können Fluggäste Meilen sammeln und die Guthaben ausgeben. Zudem bietet die Star Alliance Zugang zu mehr als 620 Flughafen-Lounges weltweit.

Die Statuskunden des Swiss TravelClub bekommen nun Titel verliehen: Ein Silver-Mitglied nennt sich künftig Frequent Traveller, ein Gold-Kunde darf sich als Senator bezeichnen. Swiss-Circle-Mitglieder erhalten auf jeden Fall mindestens den privilegierten Senator-Status. Über den Beitritt in den exklusiven Miles & More HON Circle entscheiden die in den Jahren 2004 und 2005 insgesamt gesammelten Meilen bei Swiss TravelClub und Miles & More.

Die Kunden müssen sich ein wenig umstellen. Der Swiss TravelClub vergab die Meilen auch in niedrigen Buchungsklassen grosszügiger. Ein Gold-Status war schneller erreicht, und Europa-Prämienflüge kosteten deutlich weniger Meilen. Das neue Programm Miles & More ist dagegen stärker auf Vielflieger ausgerichtet. Für Business-Class-Flüge werden Meilen zweifach, für First Class sogar dreifach gutgeschrieben – das ist deutlich mehr als beim Swiss TravelClub. Und ein erreichter Status bleibt dem Teilnehmer mindestens zwei Jahre erhalten, also doppelt so lange wie im Swiss TravelClub. Zudem ist ein Status auch mit einer bestimmten Anzahl an Flügen erreichbar, unabhängig von den geflogenen Meilen.

Wobei das Meilensammeln deutlich einfacher wird. Auch ausserhalb der Fliegerei bietet Miles & More wesentlich mehr Möglichkeiten, Meilen zu verdienen und auch wieder auszugeben. Kreditkarten, Autovermieter, Reiseanbieter und Hotels sind Partner des Programms, und der Lufthansa-Shop verkauft Waren in der Bandbreite eines Kaufhauses, vom Schlüsselanhänger über Magazin-Abonnements und Reisegepäck, Kaffeemaschinen und Designer-Staubsauger bis hin zu handsignierten Kunstwerken. Alles kann mit Meilen bezahlt werden.

Erster Stichtag für die Swiss-Kunden ist der 31. Dezember dieses Jahres. Den bis dahin beim Swiss TravelClub erreichten Status nehmen Kunden eins zu eins mit. Wer also kurz vor der Zusammenlegung noch so viele Meilen fliegt, dass er in den Swiss TravelClub Gold aufsteigt, hat dann für mindestens zwei Jahre eine Senatoren-Karte, weil nach der Umstellung auf Miles & More die Lufthansa-Regularien gelten. Am 31. März 2006 wird dann das Swiss-TravelClub-Meilenguthaben auf das neue Konto von Miles & More gutgeschrieben. Sollte ein Swiss-Kunde bereits eine Karte von Miles & More besitzen, werden die Meilen addiert. So könnte es durchaus sein, dass sich einige für einen höheren Status qualifizieren.

Auch für die Airline Swiss bringt die Zusammenlegung der Vielfliegerprogramme einige Vorteile. Die IT wird gemeinsam betrieben, und die zusätzlichen Kosten für Technik, Werbung und die Herstellung der neuen Kundenkarten teilen die beiden Airlines unter sich auf. Zudem wäre es technisch «ein Riesenaufwand gewesen, den Swiss TravelClub kompatibel mit der Star Alliance zu machen», sagt Christoph Beckmann. Und schliesslich hat Swiss künftig auch Zugriff auf Kundendaten von Miles & More – immerhin rund 10 Millionen potenzielle Fluggäste für die Airline mit dem Schweizerkreuz.

Erreichbar sein wird Miles & More wie gewohnt über die Website der Swiss. Die Umstellung soll pünktlich zum April erfolgen. «Das ist ein sportliches Ziel, aber wir werden das schaffen», sagt Beckmann.

Wie viele Meilen die Swiss-Kunden bisher geflogen sind, darüber schweigt sich Beckmann aus – er sagt lediglich, Swiss habe «ausreichende Rückstellungen gebildet». Airline-Manager mögen dieses Thema nicht. Denn dass es hier in der Tat um enorme Summen geht, zeigt ein Blick auf die «Währung» Bonusmeile: Gemäss Branchenschätzungen waren bis Ende 2004 weltweit 14 Billionen Meilen gesammelt worden. Bei einem Mittelwert von rund 5 amerikanischen Cent pro Meile kommen damit 700 Milliarden Dollar zusammen – das sind mehr als alle US-Dollar-Noten und -Münzen, die im Umlauf sind. Damit ist die Bonusmeile die stärkste Währung auf dem Globus.