Vladimir Petkovic (51) war Trainer bei Bellinzona, Agno, den Young Boys, Samsunspor oder Lazio Rom. Mit den Römern holte er den italienischen Cup, bei YB verspielte er in letzter Minute die Meisterschaft. Ottmar Hitzfeld war Trainer bei Aarau, GC, Dortmund und Bayern. Er holte sich reihenweise Cup- und Meisterkübel und gewann die Champions League zweimal. Der Lörracher rangiert in der obersten Trainerliga. Der Locarnese Petkovic im Mittelfeld. Sportlich gesehen. Menschlich passt der ehemalige Mittelfeldspieler, Schweizer mit bosnisch-kroatischen Wurzeln, zur Schweizer Nati, mit der er gegen England in die EM-Qualifikation gestiegen ist. Er ist das Abbild eines Teams mit Spielern, die ihre Wurzeln überall auf dem Globus haben. «Ich war sehr stolz, als dieses Angebot des Schweizerischen Fussballverbandes kam», sagt Petkovic.

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Der ausgebildete Sozialarbeiter ist polyglott, spricht zwar nur gebrochen Deutsch, dafür auch Italienisch, Französisch, Kroatisch – kein Vergleich zum Mathematiklehrer Hitzfeld, der seine Stärken vielerorts, aber nicht in den Fremdsprachen hat. Und während die Spiele unter Hitzfeld für Fussballästheten oft ein Ärgernis waren, auch wenn die Resultate stimmten, verspricht die Verpflichtung Petkovic’ prächtigen Offensivfussball. Wie damals mit YB. Jetzt muss er nur noch die Punkte holen.

Die Freunde

Mit wem er gut kann und mit wem weniger, das hängt Petkovic ungerne an die grosse Glocke. Er habe viele Freunde, aber die kenne man in der Öffentlichkeit halt nicht. Einer, den man kennt, ist Richard Gostony. Der Berner ist Chef und Besitzer der Beutler Fashion Group, die in der Schweiz etwa die Marken Cinque, Betty Barclay oder Oui vertreibt. Petkovic lernte den Modeunternehmer in seiner Zeit als YB-Trainer kennen, als dieser im Beirat von YB sass. Heute ist Gostony im YB-Verwaltungsrat, zusammen mit den YB-Besitzern Andy und Hansueli Rihs. Dass Petkovic überhaupt den Weg nach Bern fand, verdankt er dem ehemaligen YB-Chef und Unternehmer Stefan Niedermaier, der ihn von Bellinzona nach Bern lockte. Bei den Fans ist Petkovic noch immer beliebt, weil er attraktiven Fussball spielen liess. Den ersten Meistertitel seit 1986 konnte aber auch er nicht nach Bern holen. Ein enger Begleiter des «George Clooney des Fussballs» – die Beschreibung stammt von Anouk Challandes, der Frau von Trainer Bernard Challandesist Vinicio Fioranelli. Er holte Petkovic 1987 in die Schweiz. Der Spielervermittler, der einst Vizepräsident des FC St. Gallen war, schaffte den Durchbruch mit dem Transfer des Chilenen Ivan Zamorano nach St. Gallen, der später bei Real Madrid und Inter Mailand reüssierte. Ein Freund ist auch Fioranellis Sohn Jesse. Der Banker begleitete Petkovic sowohl in die Türkei zu Samsunspor als auch nach Rom zu Lazio.

Die Gegner

Petkovic wird sich mit U21-Trainer Pierluigi Tami arrangieren müssen. Der Nachwuchstrainer hat sich ebenfalls für den Cheftrainerposten beworben. Tami, auch er ein Tessiner, hat gewichtige Fürsprecher im Nationalteam. Allen voran Valon Behrami, der sich öffentlich für eine Wahl Tamis aussprach. Auf der Strecke bleibt in der Ära Petkovic Michel Pont. Der treu ergebene Assistent von Köbi Kuhn, den Ottmar Hitzfeld als Bindeglied zur Romands-Fraktion weiterbeschäftigte, muss nach dreizehn Jahren Assistenz die Koffer packen. Petkovic bringt seine eigenen Vertrauensleute mit. Nicht mehr wahnsinnig gut zu sprechen auf ihn ist der ehemalige YB-CEO Ilja Kaenzig. Dieser stärkte Petkovic erst den Rücken («Der Trainer steht bei uns nicht heute und nicht morgen und nicht später zur Diskussion. Wir wollen mit Vladimir Petkovic Titel gewinnen»), griff ihn dann aber öffentlich scharf an und ersetzte Petkovic später durch den erfolglosen Christian Gross. Im rechtlichen Infight befindet sich Petkovic aktuell mit Lazio-Rom-Präsident Claudio Lotito. Der hält nach Petkovic’ Rauswurf Lohnzahlungen zurück.

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