Dass sich an den langjährigen IOC-Chef Juan Antonio Samaranch nur noch wenige erinnern, muss nicht schlecht sein: Der katalanische Franco-Anhänger steht eher für eine dunkle Zeit an der Spitze der olympischen Bewegung mit ihrem Hauptsitz in Lausanne. Doch ein Vermächtnis hinterlässt der Veteran: Er war der König der Amtszeitverlängerungen.

Ganz progressiv führte er zum Antritt Amtszeitlimiten an – um sie dann mehrmals einfach zu verlängern, als er selbst die Grenze erreichte. So stieg er zum dienstältesten IOC-Präsidenten aller Zeiten auf: Als er 2001 abtrat, zählte er stolze 81 Jahre – und war die Rekordzahl von 21 Jahren im Amt.

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IOC President Juan Antonio Samaranch, right,  attends the Paralympic Games opening ceremony in Beijing, China, Saturday, Sept. 6, 2008. (AP Photo/ Elizabeth Dalziel)

König der Amtszeitverlängerungen: Juan Antonio Samaranch im Jahr 2008.

Quelle: Keystone

Gewerbeverband will Statuten ändern

Warum das wichtig ist? Die Mini-Samaranchs sind unter uns, wie gestern die «NZZ» berichtete. Da will also der Schweizerische Gewerbeverband, sonst vor allem durch die eher rauflustigen Vorstösse seines Direktors Hans-Ulrich Bigler bekannt, plötzlich die Amtszeitbeschränkung seines Präsidenten Jean-Francois Rime aufheben. Offenbar wollen die Vorstandsmitglieder extra die Statuten ändern, damit SVP-Mann Rime länger bleiben kann.

Bislang gilt: Mit 68 Jahren oder 14 Jahren Vorstandsmitgliedschaft ist Schluss. Der heute 69-Jährige müsste also beim nächsten Wahltermin 2020 abtreten. Doch jetzt will er offenbar bleiben – die Altersweisheit des grossen Franzosen Clemenceau hat ihn noch nicht erreicht: «Die Friedhöfe der Welt sind voll von Leuten, die sich für unentbehrlich hielten.»

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Angelsächsische Aktionäre machen Druck

Fazit: In den Verbänden wird noch mehr gemauschelt als in der Konzernwelt. Da sind die Usanzen vor allem wegen des Drucks angelsächsischer Aktionäre deutlich härter geworden. Daniel Sauter etwa musste bei Bär nach zwölf Jahren als Präsident gehen, obwohl er noch gern geblieben wäre, und auch der belagerte CS-Präsident Urs Rohner wird 2021 kaum über die Limite von zwölf Jahren hinausschiessen – immerhin hat er sie ja selbst eingeführt.

Die wahren Könner verzichten deshalb darauf, überhaupt erst irgendwelche Limiten einzuführen – wie etwa Flughafen-Dauerlenker Andreas Schmid oder Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig. Das ist dann die hohe Kunst des Machtspiels.

Dirk Schütz
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