Vor kurzem las ich wieder einmal Brechts «Geschichten vom Herrn Keuner». «Was tun Sie», wurde Herr K. gefragt, «wenn Sie einen Menschen lieben?» «Ich mache einen Entwurf von ihm», sagte Herr K., «und sorge, dass er ihm ähnlich wird.» «Wer? Der Entwurf?» «Nein», sagte Herr K., «der Mensch.»

Machen wir es wie Herr K., entwerfen wir ein Bild von der Welt, wie wir sie haben wollen, und natürlich eines von uns selbst gleich mit. Dann ergreifen wir die notwendigen Massnahmen und lassen das Bild Wirklichkeit werden.

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Wenn Transformation Spass macht

Transformation – dieses Wort begegnet uns überall. Als Aufforderung, Notwendigkeit, als Chance, beflügelnd und herausfordernd zugleich, denn echte Veränderung geht ans Eingemachte. Doch stellen wir uns vor, dass es richtig Spass machen könnte, sich selbst und die Welt umzubauen. Dass es einen beglückt, die grossen Aufgaben der Zukunft anzupacken. Genau diese Erfahrung mache ich immer wieder bei meiner Arbeit an den nachhaltigen Projekten, die wir im Rahmen unseres Gesellschaftsengagements unterstützen oder initiieren: dass nämlich Visionen für eine Transformation von jedem Einzelnen getragen werden müssen und dann auch den Gemeinschaftssinn beflügeln. Zwei Bücher haben mich dabei in den vergangenen Monaten begleitet – und am schönsten ist es, man liest sie parallel.

«Die Kunst der Transformation» von Stefan Brunnhuber trägt den Untertitel «Wie wir lernen, die Welt zu verändern» und ist eine messerscharfe, hoch spannende Analyse möglicher Transformationsprozesse aus der Sicht eines Ökonomen und Psychiaters. Man erfährt zum Beispiel vieles über Themen wie Rollenverständnis, Sozialkompetenz, Spiegelneuronen, Shared Economy.

«Die Kunst der Transformation», Stefan Brunnhuber, Herder, 336 Seiten. «Bahnen ziehen», Leanne Shapton, Suhrkamp, 325 Seiten.

«Die Kunst der Transformation», Stefan Brunnhuber, Herder, 336 Seiten. «Bahnen ziehen», Leanne Shapton, Suhrkamp, 325 Seiten.

Quelle: ZVG

Transformation erfordert persönliches Engagement

In rasantem Tempo schlägt Brunnhuber die Brücke zwischen der Entwicklung unseres Bewusstseins und dem gesellschaftlichen und ökonomischen Umgang mit Wachstum. Sein Credo ist, dass beides zusammen gedacht werden muss: das Thema Nachhaltigkeit und der Mensch mit seinen Fähigkeiten, aber auch Defiziten. Nur so könne Transformation gelingen. Und weil Brunnhuber den Bogen weit spannt, ist es fantastisch, sich gleichzeitig nur auf das Individuum zu konzentrieren, und zwar mit dem Buch «Bahnen ziehen» von Leanne Shapton.

Die kanadische Künstlerin und Autorin hat ihre Vergangenheit als Leistungsschwimmerin in eine poetisch- autobiografische Erzählung gepackt. Hinreissend, voller starker Gefühle. Buchstäblich kraulend durch Hallenund Freibäder dieser Welt – dazwischen gezeichnete Schwimmstudien und Fotos getragener Bikinis und Badeanzüge –, schafft Shapton die Übergänge spielerisch, erzählt sowohl aus der Perspektive des Teenagers als auch aus der einer erwachsenen Frau. Mit ihr zusammen durchschwimmen wir die Sorgen ihrer Kindheit und unserer gleich mit. Und fragen uns am Schluss: Wer will ich in Zukunft sein?

Beide Bücher bieten einen wunderbaren Einstieg ins Thema: Transformation erfordert persönliches Engagement.

*Dorothea Strauss ist Leiterin CSR bei der Mobiliar.