Der Verlauf von Auktionen ist nicht nur in Hollywoodfilmen notorisch schwer vorherzusehen. Doch die Geschichte des Phönix-Beckens, das Anfang Juni beim Auktionshaus Koller unter den Hammer kam, überraschte selbst abgebrühte Profis. 30 Interessenten lieferten sich einen Bieterkrieg um das Stück, das auf 50'000 bis 80'000 Franken geschätzt worden war. Am Ende ging die chinesische Rarität für 4,9 Millionen Franken über den Tisch.

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Doch damit nicht genug. Die Entdeckungsgeschichte der Antiquität ist ebenso beeindruckend wie ihr Preis. Jahrelang stand der Behälter bei einer Familie herum, die es für eine wertlose Kopie aus dem 19. Jahrhundert hielt. Sie bewahrte darin Tennisbälle auf.

Erst den Experten des Auktionshauses Koller fiel der Schatz auf. Sie waren bei der Familie, um sich andere Antiquitäten anzusehen, als ihnen der Behälter ins Auge stach. «Als sie die Schale sahen, waren sie verblüfft. Sie hatten so etwas noch nie gesehen», erzählte Karl Green, Mediensprecher des Auktionshauses Koller, dem Fernsehsender CNN.

Zweimal als Kopie abgetan
Die Familie hatte indes gute Gründe an der Provenienz der Schale zu zweifeln. In den 1960er Jahren hatte sie das Stück als Geschenk einem Berliner Museum angeboten, welches es ablehnte. Auch ein britisches Auktionshaus lehnte das Phönix-Becken als Fälschung ab.
«Danach stellten sie es aus. Wie man es mit einer Schale im Haus macht, bewahrten sie darin Gegenstände auf – etwa Tennisbälle», sagte Green. Circa 12 Bälle hätten darin Platz gehabt.
Räuchergefäss für den Kaiser
Nach über 100 Jahren in Familienbesitz kam endlich die Wahrheit über den Phönix-Behälter ans Licht. Experten sehen das Objekt als Weihrauch-Behälter aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, heisst es auf der Webseite des Auktionshauses. Aufgrund der Dekorationen und der hohen Qualität der Verarbeitung ist es möglich, dass das Becken für den Kaiser von China gemacht worden sei, vermutet Green. Vor der Auktion sorgte das Objekt bereits auf einer Ausstellung in Hongkong für Aufsehen.
Die Familie habe ihr Glück kaum fassen können, so Green gegenüber der britischen Zeitung «Metro». «Ich weiss nicht, ob sie bisher zu Hause einen Tennisplatz hatten, aber jetzt könnten sie sicher einen einbauen lassen.»