BILANZ: Sie wollen Schweinefleisch nach China exportieren. Ihr Ernst?
Ulrico Feitknecht: Und wie. China ist der grösste Markt für Schweinefleisch weltweit; es gibt allein an der Ostküste 320 Millionen Konsumenten. Diese Leute schätzen gutes Schweinefleisch.
Den Chinesen genügt die Hygiene in den Schweizer Schlachthöfen nicht, deshalb gibt es keine Exportlizenz.
Bezüglich Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Rückverfolgbarkeit haben wir im Premiummarkt Chancen. Das Freihandelsabkommen mit China hilft weiter.
Nochmals: Die Chinesen sind mit der Qualität der Schlachthöfe unzufrieden.
Es wurden in Betrieben Kontrollen durchgeführt, einiges wurde anscheinend beanstandet. Doch dies betrifft uns nur indirekt. Nun wird offenbar nachgebessert. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Probleme bald gelöst haben. Übrigens: Unsere Schlachthöfe sind vergleichbar oder besser als jene im übrigen Europa. Jene in China will und kann ich nicht bewerten.
Weshalb sind Sie so zuversichtlich bezüglich Ihrer Exportchancen?
Weil wir höchste Qualität liefern. Zudem hat Europa derzeit mit den Chinesen ein paar Streitpunkte offen: Die Chinesen behindern den Weinimport aus Europa, die Europäer haben Strafzölle auf chinesische Solarpanels verhängt.
Können Sie mit den Tiefpreisen Chinas überhaupt mithalten?
Chinesen sind bereit – im Gegensatz zu Kunden in einigen europäischen Ländern –, für sicheres und gutes Essen einen fairen Preis zu zahlen. Es wird in China bereits erfolgreich Schweizer Milch verkauft, zu einem guten Preis.
Wie bitte? Genügt «Swiss made»?
Wir müssten uns klar positionieren und Emotionen verkaufen. Es gibt die Idee, Schweinshaxen in der Matterhorn-Region in Höhlen zu trocknen und dann als Matterhorn-Schinken zu verkaufen. Dann müssen wir die Qualitätsstandards im Bereich Tier- und Umweltschutz sowie unsere Kleinbetriebe klug vermarkten.
Auf welche Fleischmengen hoffen Sie?
Ich sehe ein Exportvolumen von 10 Prozent der Schweizer Produktion. Das wären 25 000 Tonnen pro Jahr. Wir produzieren derzeit 93 Prozent des Inlandkonsums; wenn wir 3 Prozent mehr produzieren, brechen die Preise ein. Wenn wir nach China exportieren können, hätte das einen stabilisierenden Einfluss auf den Schweizer Preis.