Im Zelt schlafen? Und das bei Temperaturen unter null Grad? Dass man dafür weder ein Extremabenteurer noch verrückt sein muss, beweisen die zahlreichen Gäste des Whitepod Eco-Luxury Hotel im Weiler Les Giettes.

Das Hotel breitet sich am steilen Hang oberhalb des Walliser Dörfchens aus. Es besteht aus fünfzehn Schlafzelten und einem Pod-House, wo der Frühstücks- und Aufenthaltsraum sowie der Wellnessbereich untergebracht sind. Aus der Ferne wirkt das Ensemble wie grosse Weihnachtskugeln, die in der Landschaft verteilt wurden. Die Stoffbehausungen sind aus einem Material gefertigt, das ursprünglich für die Nasa entwickelt wurde, und halten Wind und Schnee fern. Innen sind die «Gästezimmer» mit allem Komfort eines Luxushotels ausgestattet: Ein breites Bett, eine einladende Sitzgruppe, eine grosszügige Nasszelle und ein Pelletofen gehören hier zum Standard.

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Im Herzen der Natur

Wer nach Les Giettes reist, übernachtet im Herzen der Natur. Der «Eco»-Zusatz im Namen ist Programm und verlangt von den Besuchern einiges: Die Zelte müssen von den Gästen mit dem Pelletofen selber geheizt werden. Im Winter sind die Zimmer nur mit Schneeschuhen erreichbar, das Restaurant liegt 15 bis 20 Gehminuten weiter unten im Tal. Kompromisse, die das umweltfreundliche Konzept des aussergewöhnlichen Hotels tangieren, werden keine gemacht. Ankunft im Heli und Lobster zum Nachtessen sind tabu.

Dafür wird man durch das Rascheln des Windes in den Wipfeln der nahen Tannen in den Schlaf gewiegt, hört ab und zu eine Eule rufen oder sieht ein Reh durch den Schnee stapfen. Tagsüber geniesst man das Rahmenprogramm des Hotels: Hundeschlittenfahrten, Snowscoots (eine Art Velo, bei dem die Räder durch Snowboards ersetzt wurden), Winterwandern und Schneeschuhlaufen. Über 25 Kilometer Wege führen kreuz und quer durch die prächtige Landschaft am Fusse der Dents du Midi. Bei schlechtem Wetter lässt man sich im Spa massieren oder spaziert zum Restaurant hinunter und bestellt ein Fondue – die Küche ist durchgehend geöffnet.

In den letzten Jahren hat sich der Schweizer Winter verändert. Skigebiete, die unter 2000 Metern liegen, kämpfen jede Saison ums Überleben. Die schleichende Klimaveränderung, der Schneemangel, die wachsende Unlust von Schweizern und Schweizerinnen am Skifahren und der starke Franken zwingen Skilift- und Hotelbetreiber an niedrigen Lagen, ihr Angebot zu überdenken. Thomas Bieger von der Universität St. Gallen riet diesen Betrieben bereits vor zehn Jahren: «Get top, get niched, or get lost.»

Abendrot und Himbeersorbet

Willy Camps und seine Frau Dorly vom Hotel Bergsonne in Rigi Kaltbad haben sich für die Nische entschieden. «Vom Skitourismus können wir schon lange nicht mehr leben», sagt der Hotelier. Er setzt im schönen Haus, das seine Grossmutter vor achtzig Jahren in den Hang oberhalb des Dorfes bauen liess, auf eine persönliche und unaufgeregte Stimmung, auf das Essen von Dorly und auf die Lage.

Vom frühen Morgen bis spätabends geniesst man eine einzigartige Rundsicht auf den Vierwaldstättersee, das Urnerland und die Alpen, die sich hier als scheinbar endloses Gipfelmeer am Horizont abzeichnen. Besonders mystisch ist der Anblick bei Sonnenuntergang, wenn die letzten Tagesgäste den Berg verlassen haben und die ersten Nebelschwaden langsam den Hang hochkriechen.

Die Zeit zwischen Frühstück und Nachtessen verbringt man an der frischen Luft. Die Rigi ist ein Paradies für Schneeschuhtouren. Vom Hotel aus kann man auf den Kulm steigen und auf der hinteren Seite des Berges bis zur Station Rigi Klösterli hinunterspazieren. Dort steht das Gasthaus zum Goldenen Hirschen, wo ein Fondue aus Käse aufgetischt wird, der ein paar Meter weiter produziert wurde und nach frischen Bergkräutern schmeckt. Mit müden Beinen und wohlgenährt setzt man sich anschliessend in die Zahnradbahn, die einen zum Hotel Bergsonne zurückbringt.

15 «Gault Millau»-Punkte

Vor dem Abendessen bleibt genug Zeit, um ins Dörfchen hinunterzugehen und dort im neuen Mineralbad von Mario Botta ins Wasser zu gleiten. Ab 19.25 Uhr watet man im schimmernden Licht von Kerzen durch das Wasser. Danach gehts zum Höhepunkt des Tages: zum Nachtessen.

Die Küchenchefin Dorly Camps hat sich mit ihrer inspirierten Küche 15 «Gault Millau»-Punkte verdient. Sie arbeitet mit regionalen Produkten – das Fleisch bezieht sie aus dem Muotatal, Früchte und Gemüse von ihrem Bruder, der in der Nähe einen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Die Gerichte sind verspielt-raffiniert und überraschend: Wasabi-Panna-cotta mit Randensorbet, Cappuccino aus weissen Tomaten, Kürbisbraten an Kokosnusssauce oder Himbeersorbet – wer die mit künstlerischer Hand inszenierten Kreationen versucht, versteht beim ersten Bissen, warum man in der «Bergsonne» die Skipiste keine Sekunde vermisst.

Unkomplizierter Luxus, 
holländisch inspiriert

Wer das besondere Wintererlebnis sucht, muss dafür nicht zwingend in eine der mondänen Destinationen wie St. Moritz oder Gstaad reisen. In den letzten Jahren haben sich vielerorts besondere Häuser etabliert, die Gäste mit einem qualitativ hochstehenden Angebot auch an wenig bekannte Lagen zu locken vermögen.

Die beiden Hamilton Lodges sind ein gutes Beispiel für diese andere Art von Hotels. Das eine steht am Rinderberg in Zweisimmen, das andere thront im Herzen der Walliser Belalp – ein kleines, gemütliches Skigebiet neben der bekannten Riederalp, am Rande des eindrücklichen Aletschgebietes.

Die Besitzer der Häuser, John und Jacqueline Wegink, stammen aus Holland. Vielleicht liegt es am Blick von aussen, dass sie die Schweizer Klischees so frech und frisch umsetzen, dass sich sogar eingeschworene Alpen-Chic-Gegner charmieren lassen. «Hipp-Heidi-Stil», nennen sie ihr gemütliches Interieur. Natürliche Materialien, flauschige Decken, einladende Sofaecken und ausgewählte Details laden zum Kuscheln. Der Spa-Bereich mit Freiluft-Hot-Tube, Jacuzzi und urchiger Holzterrasse sorgt für Wow-Erlebnisse. «Aber das schönste Interieur nützt nichts, wenn das Team die Philosophie des Hauses nicht mitträgt», sagt Bruno Wijnands, Marketing- und Salesmanager. «In der Schweiz gibt es so viele toll eingerichtete Hotels, in denen die Atmosphäre steifer als in der Kirche ist», sagt der Holländer. «Unsere Mitarbeiter pflegen einen lockeren Umgang mit den Gästen, ohne sich anzubiedern oder die Qualität des Services zu vernachlässigen.»

Um den schwierigen Spagat zwischen dem Anspruch an die Dienstleistung und dem lockeren Umgang mit den Gästen zu garantieren, wird das Hamilton-Lodge-Team sorgfältig ausgesucht und entsprechend geschult. Schliesslich ist Bruno Wijnands überzeugt, dass die Mitarbeiter die Stimmung eines Hauses prägten – und die sei ausschlaggebend, ob sich jemand wohlfühle und wiederkomme.

Urchig und abgelegen

Unser letzter Besuch gilt dem «Heimeli» in Sapün im Kanton Graubünden. Das Chalet mit der von Wind und Wetter gezeichneten Fassade steht auf einem sonnigen Plateau über Arosa. Im späten Mittelalter siedelten sich hier die Walser an, später wurde das Hochtal als Alp genutzt. Bis heute konnte sich das kleine Bündner Dorf seine ursprüngliche Ausstrahlung bewahren. Und weil der Weg ab Langwies für den Verkehr gesperrt ist, herrscht auf 1800 Metern über Meer eine himmlische Ruhe.

Im Winter wird der Weg vom Parkplatz Langwies bis zum «Heimeli» jeden Tag frisch präpariert – mit guten Wanderschuhen und einer durchschnittlichen Kondition gelangt man in anderthalb Stunden auf den Berg. Unterwegs geniesst man die Aussicht, die frische Luft und die Vorfreude auf das abendliche Fondue aus Pontresina, das hier klassisch oder als edle Variante mit Trüffel und Champagner serviert wird.

Auch wenn das «Heimeli» ein typisches Berggasthaus ist – man schläft hier nicht im Massenschlag, sondern in hübsch eingerichteten Zweier- und Viererzimmern. Ein Rahmenprogramm wird nicht geboten. Die meisten Gäste geniessen die Ruhe, die umliegende Natur und die herzliche Gastfreundschaft. Abends bleiben sie nach dem Essen noch eine Weile in der Gaststube sitzen, die einen jassen, andere diskutieren. Und die meisten gehen früh zu Bett – schliesslich kann so viel frische Luft richtig müde machen!