Wirtschaftskrise: Ist das Schlimmste wirklich schon vorbei? Der Tenor der vier Experten zum Thema des Abends verheisst wenig Gutes.

Seco-Chefökonom Aymo Brunetti korrigierte seine Prognosen zwar erst kürzlich leicht nach oben, rechnet für 2009 aber immer noch mit einem negativen Wirtschaftswachstum von –1,7 Prozent. Für einen schnellen Aufschwung, eine sogenannte V-Bewegung, spreche nur wenig. Brunetti geht vielmehr von einer sich hinziehenden Baisse aus: «Die Krise wird länger dauern.» Die derzeitige Erholung führt er auf die staatlichen Konjunkturprogramme und eine verbreitete Aufstockung der Lager zurück – vor allem auf dem Arbeitsmarkt werde davon aber wenig zu spüren sein.

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Mit dieser Einschätzung gehörte Brunetti noch zu den Optimisten in der Runde. Professor und Buchautor Fredmund Malik malte dagegen richtig schwarz. Er vergleicht die Lage mit der Grossen Depression der dreissiger Jahre und rechnet mit einem weiteren Einbruch an den Börsen. Der Dow Jones Index könnte laut Malik auf 2000 oder gar 1000 Punkte fallen. Man sollte die Entwicklung aber vertieft betrachten: «Wir bewegen uns von einer alten Welt in eine neue Welt.» Die derzeitige Krise sei eine «Geburtswehe», so Malik, in einer der «grössten geschichtlichen Transformationen».

Auch Google-Schweiz-Chef Andreas Schönenberger glaubt an einen Umbruch. Durch die Digitalisierung würden wir uns in eine neue Ära bewegen, ähnlich wie zur Zeit der Industrialisierung. «Jene Firmen, die den Wandel schaffen und die Online-Welt für sich nutzen, werden gestärkt aus der Krise gehen», meinte Schönenberger. Immerhin beobachtet er bei den Themen, welche die Menschen im Netz googeln, «Zeichen der Erholung». Der Begriff «keine Arbeit» etwa wird weitaus weniger abgefragt als noch vor einem Jahr.

Für Bankier Pierre Mirabaud ist zumindest klar, dass die Finanzkrise ausgestanden sei und kein grösseres globales Institut mehr Gefahr laufe, pleite zu gehen. «Im Unterschied zu den dreissiger Jahren haben die Zentralbanken sofort gehandelt», so Mirabaud. Doch auch er musste einräumen: «Vielleicht wird das nicht genügen.» Der langjährige Präsident der Bankiervereinigung sieht eine weitere Börsenkorrektur wenn nicht 2009, so spätestens 2010. Diese schätzt er mit einem Minus von 20 Prozent allerdings nicht so dramatisch ein wie Fredmund Malik. Der Bankier rechnet damit, dass die grossen globalen Ungleichgewichte durch ein neu ausgehandeltes Währungssystem beseitigt werden: «Ich hoffe auf so etwas wie ein neues Bretton-Woods-Abkommen.»

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