Er ist zwei Meter gross, sein Bizeps misst 48 Zentimeter, sein Brustkorb 1.20 Meter. Das Erscheinungsbild von Boxchampion Wladimir Klitschko ist Furcht einflössend. Zumindest für seine Gegner im Boxring, die er im Laufe seiner Karriere bereits 54 Mal k.o. geschlagen hat.
 
Am Donnerstag aber lief der amtierende Schwergewichtsweltmeister freundlich im massgeschneiderten, dunkelblauen Anzug in der Ostschweiz auf. «Hallo – obwohl, hier sagt man ja Grüezi», begrüsste Klitschko die wartenden Journalisten und war erfreut über den Empfang an der Universität St. Gallen (HSG). «In der Uni lacht ja meistens keiner, wenn der Dozent zur Tür herein kommt», witzelt der Ukrainer.

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Dr. Klitschko als Dozent

Der 39-jährige ist nicht nur im Ring ein Schwergewicht. Klitschko arbeitet an seiner Karriere als Dozent und Unternehmer. Konkret stellte er in St. Gallen ein Weiterbildungsangebot vor, das seine Klitschko Management Group (KMG) zusammen mit der HSG-Forschungsstelle für Customer Insight anbieten wird. Der knapp 15'000 Euro teure Lehrgang heisst «CAS Change and Innovation Management» und soll Führungskräfte und Manager optimal auf die Herausforderungen der Wirtschaftswelt vorbereiten. Start ist im Februar – und auch Klitschko, Doktor der Sportwissenschaften, wird dozieren. «Es war Liebe auf den ersten Blick», sagt der Boxer zur Zusammenarbeit mit der HSG.
 
Im Rahmen des Studiengangs will Klitschko seine Erfahrungen, die er als Boxer gesammelt hat, an die künftige Führungselite weitergeben. «Wenn ein Manager nicht bestimmte Fertigkeiten eines Sportlers hat, wird er es in der Geschäftswelt nicht leicht haben.» Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Konzentration seien zentral, so der Ukrainer in von der slavischen Muttersprache geküsstem Deutsch.
 
Ein Sportler habe dabei den Vorteil, dass er ein Ziel für sich selber setzen könne. Der Weg dahin sei oft «schmerzreich». Sein Ziel sei die Spitze seiner Leistungen. «Ich weiss nur noch nicht, wo diese bei mir ist. Ich bin immer noch auf der Suche», erklärt Klitschko seine Motivation.

Zweite Karriere als Unternehmer

Es ist nicht das erste Mal, dass «Dr. Steelhammer»  ausserhalb des Boxrings auf sich aufmerksam macht. Während sein Bruder Vitali in der ukrainischen Politik mitmischt und mittlerweile Bürgermeister von Kiew ist, hat Wladimir das Unternehmertum für sich entdeckt. Politische Ambitionen habe er keine. «Dafür ist mein Bruder Vitali zuständig», sagt er gegenüber Bilanz.ch.
 
Vielmehr liege ihm das Unternehmertum im Blut. Zusammen mit Vitali machte er sich im Jahr 2004 als Boxpromoter selbstständig und gründete 2007 die Marketingagentur KMG. «Marketing ist alles im Leben», ist der Weltmeister überzeugt. Zudem bietet er seit Jahresanfang ein Fitnessprogramm im Internet an, das Sportaffinen ermöglicht, nach den Plänen des Zwei-Meter-Mannes zu trainieren. 

«Die grösste Herausforderung ist der erste Schritt» 

«Ich plane heute schon meine Karriere nach dem Boxen. Es gibt noch so viele Aufgaben, die ich auch danach noch machen möchte und auf die ich mich schon jetzt freue», sagte Klitschko, dessen Vermögen auf rund 30 Millionen Euro geschätzt wird.
 
Der Anfang sei dabei die grösste Herausforderung. «Der erste Schritt ist aber zugleich auch der Wichtigste», ist er überzeugt. «Und ich mache heute meinen ersten Schritt auf dem Weg zum Dozenten.»