Manchmal bekommen Informationen erst im Nachhinein eine besondere Bedeutung. So teilte die Lufthansa im jüngsten Quartalsbericht mit, dass sich ihre Schweizer Tochter Swiss besonders gut und ertragreich entwickelt. Jene Swiss, die Wolfgang Mayrhuber als früherer Lufthansa-Vorstandschef im angeschlagenen Zustand kaufte – und die nun eine Perle ist.

Mayrhuber arbeitete mehr als 40 Jahre für den Konzern und stieg zum Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden auf. Am 1. Dezember ist der Österreicher nach längerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben, wie die Lufthansa am Montag mitteilte.

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Eigentlich wollte er Pilot werden

Die Bedeutung Mayrhubers für den grossen deutschen Luftfahrtkonzern wird daran deutlich, dass der amtierende Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf den prägenden Einfluss seines Vorvorgängers an der Vorstandsspitze verweist.

Eigentlich wollte der studierte Maschinenbau-Ingenieur Mayrhuber Pilot werden. Aber die Lufthansa verschaffte ihm nur eine Anstellung am Boden – bei Lufthansa Technik in Hamburg, in der Triebwerkinstandhaltung. Schrittweise arbeitete er sich nach oben und wurde Vorstandschef der damals neu gegründeten Lufthansa Technik. Der damalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber erkannte sein Talent und holte ihn in sein Sanierungsteam.

Sieben Jahre auf dem Chefposten

Im Jahr 2003 wurde Mayrhuber dann Nachfolger von Weber an der Vorstandsspitze. Für sieben Jahre, bis 2010, war er Chef des Vorstands und wechselte dann, wiederum als Nachfolger von Weber, an die Spitze des Aufsichtsrates. Erst vor gut einem Jahr, im September 2017, gab er dieses oberste Amt als Chefkontrolleur der Lufthansa ab. Mayrhuber war schon seit mehreren Jahren krank.

Bis heute ist die Übernahme der Schweizer Swiss im Jahr 2005 unter seiner Regie eine Art Blaupause für die Übernahme weiterer Fluglinien. Mayrhuber schuf die Rahmenbedingungen für die Expansionsformel der Lufthansa. In seine Amtszeit fiel auch die Übernahme von Austrian Airlines und Brussels Airlines.

Er beherscht den «Turnaround»

Mayrhuber war auch noch Aufsichtsratschef, als der grosse deutsche Konkurrent Air Berlin im August 2017 Insolvenzantrag stellte und sich für die Lufthansa die historisch einmalige Chance ergab, einen Grossteil des Fluggeschäftes des Rivalen zu übernehmen.

Noch beschert dieses Ex-Air-Berlin-Geschäft Verluste. Mayrhuber aber habe bewiesen, so ein Branchenkenner, dass sich Fluggesellschaften aus einer Verlustsituation zu einem Ertragsbringer wandeln könnten.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel «Der Baumeister des Lufthansa-Konzerns ist tot».