So richtig zuhause scheint sich Donald Trump im Weissen Haus bislang nicht zu fühlen. An den Wochenenden entflieht der US-Präsident regelmässig in sein Luxusdomizil Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida.

Der mächtigste Mann der Welt, dessen Frau Melania mit Sohn Barron weiterhin in New York wohnt, ist nach US-Medienberichten abends oft alleine und verbringt einen grossen Teil seiner Freizeit vor dem Fernseher. In dem Anwesen in Palm Beach fühle sich Trump sichtlich wohler als im Weissen Haus, sagten Präsidentenberater dem Insider-Magazin «Politico».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Das «Südliche Weisse Haus»

Schon jetzt ist Mar-a-Lago aber nicht nur ein Ort, an dem sich der Präsident vom Regierungsstress erholt, sondern an dem er auch seine Amtsgeschäfte verrichtet. Trump empfängt dort offizielle Gäste und beratschlagt mit seinem Team. Er selber nennt Mar-a-Lago das «Südliche Weisse Haus».

So bewirtete der Präsident dort neulich den japanischen Ministerpräsidenten - dass Trump inmitten von Beratern und Clubmitgliedern mit Shinzo Abe auf der Restaurant-Terrasse palaverte, sorgte allerdings für einigen Wirbel. Die Regierung dementierte Berichte, der Präsident und sein Gast hätten in dem Trubel über den jüngsten nordkoreanischen Raketentest beratschlagt.

Exklusiver Club

Mar-a-Lago ist ein exklusiver Club mit Privatstrand, Pool und Spa, mit Tennisplätzen und Golfanlagen sowie zwei Ballsälen. Wenn sich der Präsident dort aufhält, wohnt er mit seiner Familie in einem abgeschirmten Flügel. Der Immobilienmogul hatte die acht Hektar grosse Anlage 1985 gekauft. 2005 zelebrierte er dort die Hochzeit mit seiner dritten Frau Melania.

Ursprünglich gehörte das unter Denkmalschutz stehende Anwesen der Lebensmittelunternehmerin Marjorie Merriweather Post, die zu ihren Lebzeiten eine der reichsten Frauen der Welt war. Sie liess die herrschaftliche Anlage in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichten.

Protziges Dekor aus Gold

Der von ihr engagierte Wiener Architekt und Bühnenbildner Joseph Urban stattete das aus 118 Zimmern bestehende Haus mit einem protzigen Dekor aus Gold, seltenem Marmor, modelliertem Stein und alten portugiesischen Kacheln aus. Europäische Paläste dienten als Vorbild.

Nachdem Post 1973 verstarb, wurde Mar-a-Lago zum Eigentum der Bundesregierung, die es laut ihrem Testament als Winterresidenz des Präsidenten nutzen sollte. Doch der Regierung waren die Instandhaltungskosten zu hoch, weshalb das Anwesen jahrelang ungenutzt blieb.

Trump erwarb die Anlage inklusive Inneneinrichtung dann für einen relativen Spottpreis von zehn Millionen Dollar. Der Baulöwe investierte noch einmal kräftig in das Anwesen, so liess er einen in Blattgold getauchten Ballsaal bauen.

Jahresbeitrag von 200'000 Dollar

1995 machte Trump das Anwesen zu einem Privatclub. Die Mitgliedsgebühren stellten sicher, dass nur die Superreichen Zugang bekamen - nach seinem Wahlsieg verdoppelte Trump den Jahresbeitrag laut «New York Times» dann kurzerhand auf 200'000 Dollar. Die Mitglieder verschaffen sich dadurch das Privileg einer Nähe zum Präsidenten, wie sie in der Hauptstadt wesentlich schwerer herzustellen ist.

Dem Zeitungsbericht zufolge gehören zu den fast 500 zahlenden Clubmitgliedern dutzende Immobilienunternehmer, Finanzinvestoren, Energiemanager und andere Wirtschaftsvertreter, «die von Trumps Politik betroffen sein könnten».

Die kleinen Fluchten des Präsidenten wachsen sich unterdessen unter anderem wegen der hohen Kosten für die Sicherheit zu einer Belastung für die US-Steuerzahler aus. Die «Washington Post» errechnete, dass sich die Rechnung für die ersten drei Trips nach Mar-a-Lago auf etwa zehn Millionen Dollar summiere.

(sda/ccr)