Sportlich steht der FC Luzern mehr als solide da. Zwei Runden vor Schluss belegt der Super-League-Club aus der Innerschweiz den vierten Platz. Im Hintergrund tobt aber weiterhin ein Machtkampf, um den es in der letzten Zeit ruhig geworden ist. Kurz zusammengefasst: Ist Bernhard Alpstaeg Mehrheitseigentümer oder «nur» grösster Aktionär der FCL Holding AG? Der Swisspor-Patron und die Clubführung haben sich gegenseitig mit Klagen eingedeckt.

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Nun ist wieder Bewegung in den Aktionärsstreit gekommen. VR-Vizepräsident Josef Bieri hat laut der «Luzerner Zeitung» Teile seiner Aktien an neun namhafte Persönlichkeiten verkauft. Die neuen Aktionäre sind alle regional verankert. Darunter sind auch zwei Rückkehrer: der ägyptische Tourismusinvestor Samih Sawiris und der Luzerner Bauunternehmer Hans Schmid. 

Die «alten Bekannten» haben ihre früheren Aktienanteile von gut 13 respektive 10,5 Prozent zurückbekommen. Dahinter steckt ein rechtlicher Kniff: Die beiden haben ihren Aktienverkauf an Bieri von 2021 aufgrund von «Grundlagenirrtum» angefochten, um dann die Verträge anschliessend rückgängig machen zu können. 

Der EVZ-Präsident steigt beim FCL ein

Unter den Neuen ist auch eine überraschende Personalie: Hans-Peter Strebel, Präsident des EV Zug. Er war massgeblich daran beteiligt, dass der EVZ 2021 und 2022 zweimal in Folge Schweizer Eishockey-Meister wurde. Nun mischt er also auch im Fussball mit. Strebel besitzt 1 Prozent der Aktien an der FCL Holding, genauso viel wie die restlichen sechs Aktionäre.  

Dazu gehört FDP-Kantonsrat Thomas Meier, der überdies Chef des Versandhauses Lehner aus Sursee ist. Der Lokalunternehmer Robert Casagrande, Inhaber der grössten Schweizer Souvenierkette, ist ebenfalls mit dabei – wie auch Architekt Patrick von Deschwanden, PwC-Luzern-Partner Dominik Birrer sowie Michael Wehrle, Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Blue Orchard. Mit an Bord ist zudem Josef Bieris Sohn Pascal Bieri, Mitgründer des auf Fleischersatz spezialisierten Startups Planted Foods. Beim VR-Vize selbst verbleiben noch rund 17,3 Prozent der Holding-Aktien.

Josef Bieri hat den FC St. Gallen als Vorbild

An den Machtverhältnissen beim FCL ändert sich trotz der Einbindung neuer Aktionäre nichts. Bernhard Alpstaeg ist und bleibt grösster Aktionär, selbst wenn er den Aktionärsstreit dereinst verlieren und dann nur noch seine ursprünglichen 27 Prozent besitzen sollte. Trotzdem sieht sich der 77-Jährige aber einer breiteren Front an Anteilseignern gegenüber. Gerade die zwei Rückkehrer Sawiris und Schmid nehmen eine besondere Rolle ein. Ihr Wiedereinstieg sei aber kein taktischer Spielzug rund um die Rechtsstreitigkeiten, wie der Tourismusunternehmer bei der Vorstellung der neuen Aktionäre betonte. «Ich sehe es als Fundament für die Zukunft. Mit einem breiteren Aktionariat können solche Streits nicht mehr passieren», wird Sawiris von der «Luzerner Zeitung» zitiert. 

VR-Vizepräsident Bieri verkauft die Aktionärsverbreiterung dann auch als weiteren Schritt, um den FC Luzern stärker in der Region zu verankern und abzustützen. «Es zeigt, dass der Club allen gehört, dass wir nicht abhängig von einzelnen Personen oder gar ausländischen Investoren sind», so Bieri im Bericht. Als Vorbild dient ihm der FC St. Gallen. Der Clubführung um Präsident Matthias Hüppi ist es gelungen, den FCSG auf ein Fundament mit zahlreichen Aktionären aus der Ostschweiz abzustellen. Es gibt keinen Mehrheitsaktionär, der ins operative Geschäft des Vereins eingreift. 

Wie das Hüppi gelungen ist, darüber konnte sich Bieri mit ihm zuletzt im heimischen Stadion austauschen. Luzern und St. Gallen spielten am vergangenen Samstag gegeneinander – und trennten sich freundschaftlich 1:1. 

(mth)