Männlichen Geschlechts, in vorgerücktem Alter, Bankier, Investor oder Unternehmer in dritter Generation, nicht selten aus dem Ausland zugezogen, Besitzer eines Vermögens von 1963 Millionen Franken. So sieht der Steckbrief des Durchschnittsvertreters unter den 300 Reichsten der Schweiz aus.

Erfolg allerdings ist nicht an ein bestimmtes Alter gebunden. Und auch Reichtum kann durchaus in jugendlichen Jahren erworben werden. BILANZ hat 14 Journalisten auf die Piste geschickt, um landesweit die 100 (Erfolg-)Reichsten unter 40 Jahren zu finden. Dabei ist ein spannender Querschnitt durch gedeihliches Jungunternehmertum, unterhaltendes und kulturelles Schaffen sowie einträgliche sportliche Höchstleistungen entstanden. Nicht weniger interessant ist auch das Kaleidoskop der 23 künftigen Erben, von denen sich keiner auf dem Vermögen seiner Eltern ausruhen mag.

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Woran misst man Erfolg?

Nur: Woran misst man Erfolg? Der Ökonom orientiert sich an der Entwicklung von Umsatz und Ertrag sowie, wo möglich, an der Börsenkapitalisierung. Gerade Firmengründer jedoch scheuen sich davor, Umsatz- und erst recht Gewinnzahlen bekannt zu geben – zumal in den ersten Jahren sowieso meist Verluste anfallen. Mancher Jungunternehmer weiss zwar genau, dass seine Gesellschaft Millionen wert ist. Doch wer will schon als mehrfacher (Papier-)Millionär dastehen, wenn er seinen Angestellten Hungerlöhne zahlen muss, weil vorderhand zu wenig Cash in die Kasse fliesst?

Kommt dazu, dass bei anderen Erfolgreichen unter 40, so bei Sportlern sowie Kulturschaffenden, weder Umsatz noch Gewinn anfällt. Aus diesem Grund hat sich BILANZ auf die Schätzung des Firmenwerts respektive des Vermögens konzentriert. Was sich bei den 300 Reichsten der Schweiz in den meisten Fällen an Fakten festmachen lässt – Immobilien, Aktien, Unternehmen oder Kunstsammlungen –, das wird beim Start-up zum Problem. Wo immer möglich, haben wir uns deshalb von Business Angels, die Jungfirmen mit Rat und Barem zur Seite stehen, beraten lassen. Auch Finanzierungsrunden liefern Anhaltspunkte, ebenso Vergleiche mit gestandenen Unternehmen, die in derselben Branche tätig sind.

Dennoch ist der jeweils geschätzte Firmenwert mit Vorsicht zu geniessen. Denn was ein junges Unternehmen wirklich wert ist, das lässt sich erst feststellen, wenn die Firmengründer verkaufen. Ein Start-up kann heute einen geschätzten Wert von fünf Millionen Franken aufweisen und morgen von einem Konzern für 100 Millionen aufgekauft werden. Passiert ist das Alain Chuard: Der Berner Oberländer hat mit Ehefrau Victoria 2008 die Softwarefirma Wildfire gegründet. Drei Jahre später blätterte Google für das Jungunternehmen geschätzte 350 Millionen Dollar hin. Anderseits kommt es nicht selten vor, dass ein auch von Experten hochgelobtes Start-up von einem Tag auf den anderen nichts mehr wert ist. Sei es, weil sich das einzige Medikament in der klinischen Versuchsphase als wirkungslos entpuppt, eine Technologie nicht funktioniert oder ein Produkt am Markt floppt. Solches passiert sogar börsenkotierten Gesellschaften, etwa Cytos.

Sportliche Überflieger

Die biopharmazeutische Firma, 1995 aus einem Spin-off der ETH Zürich entstanden, galt jahrelang als Vorzeigeunternehmen der Biotechindustrie und war der Börsendarling aller. Bis der Hoffnungsträger, ein Asthmamedikament, die Testphase zwei einer klinischen Studie nicht überstand. Seither kämpft Cytos ums Überleben, die Aktien schmierten ab. Zu den besten Zeiten war das Unternehmen 4,6 Milliarden Franken wert, gegenwärtig sind es noch 30 Millionen.

Trotz solcher Vorbehalte haben wir versucht, den Firmenwert zu schätzen. Mit dem bei den Start-ups aufgeführten Betrag ist immer der gesamte Wert eines Unternehmens gemeint, also nicht der auf die einzelnen Gründer aufgeteilte Betrag. Bei einigen Gründern von Start-ups, die inzwischen verkauft haben, wurde das Vermögen geschätzt, beispielsweise bei Dominik Grolimund, Adrian Locher, Daniel Graf oder Marc Bernegger. Bei Christian Zahnd von Molecular Partners wiederum ist die Börsenkapitalisierung des Unternehmens aufgeführt, bei Sandro Dorigo sowie Jan Schoch, Mitgründer des kotierten Finanzdientleisters Leonteq, der Wert ihres Anteils.

Ziemlich reich mit Sport

Den überwiegenden Teil unter den 100 Erfolgreichsten unter 40 stellen die Gründer von Start-ups. Doch ziemlich reich werden kann man auch im Sport – obwohl dies nur den wenigsten Spitzenathleten gelingt. Die Mehrheit der Profisportler jedenfalls ist auf Zuschüsse des Staats oder von Organisationen angewiesen. Nicht aber Fussballer; Starspieler wie Diego Benaglio, Valon Behrami oder Ivan Rakitic´ haben sich zweistellige Millionenvermögen zusammengekickt. Auf gut gefüllte Geldtöpfe können auch Hockeyspieler wie Mark Streit und Roman Josi zugreifen.

Mit Abstand am meisten Geld verdient wird im weissen Sport. Von den insgesamt 14 aufgeführten Sportlern unter den 100 Erfolgreichsten unter 40 sind gleich drei Tennisspieler zu finden. Wenig überraschend steht an erster Stelle Roger Federer mit einem geschätzten Vermögen von 300 bis 350 Millionen Franken. Immerhin 50 bis 100 Millionen erspielt hat sich die wieder stark aufschlagende Martina Hingis. Und Stan Wawrinka holt mit 10 bis 20 Millionen auf.

Deutlich kleinere Brötchen gebacken werden in der Kultur. Eine Ausnahme ist die Entertainerin Michelle Trussardi-Hunziker. Die Bernerin hat zwar in eine reiche Familie eingeheiratet, brachte aber auch selbst einiges in die Ehe mit; als Fernsehmoderatorin soll sie rund ein Dutzend Millionen Euro verdient haben. Weit über dem Durchschnittsbesitz sonstiger Kulturschaffender liegt auch Catherine Ackermann. Die Tochter des Bankers Josef Ackermann hat eine Filmproduktionsfirma gegründet, doch das ihr zugerechnete Vermögen besteht aus dem künftigen Erbanteil.

Vom Kriegsflüchtling zum Millionär

Die 100 Erfolgreichsten unter 40 kommen zusammen auf ein Vermögen von 16,6 Milliarden Franken. Allerdings ist dieser mächtige Geldhaufen höchst ungleich verteilt. Denn 12,6 Milliarden oder drei Viertel des Gesamtvermögens stellen die aufgeführten 23 Erben.

Nun ist es keine Leistung, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren zu werden. Allerdings haben sich viele der Kinder der 300 Reichsten nicht einfach ins goldene Nest gesetzt. Der grösste Teil arbeitet im Unternehmen des Vaters oder hat eine eigene Firma aufgebaut. Bei der Berechnung ihrer Vermögen haben wir uns an ein simples System gehalten: Das elterliche Vermögen wurde aufgeteilt auf alle erbberechtigten Kinder. Es handelt sich also um den eines Tages zu erwartenden Erbanteil.

Die Porträts zu den 100 Reichsten unter 40 lesen Sie in der neuen «BILANZ», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.