Hillary Clinton ist die Favoritin auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Aber sie kämpft immer noch mit einigen Problemen. Und sie bereitet sich auf einen sehr unfairen Gegner vor.

Flint, das war eigentlich Hillarys Thema. Als der Schauplatz des US-Wahlkampfes eigentlich noch in New Hampshire lag, flog die Demokratin nach Michigan und machte das verseuchte Trinkwasser zu ihrem Anliegen. Flint, das war mal eine blühende Autostadt. Heute fliesst dort Wasser aus den Hähnen, das mit Blei vergiftet ist.

Clintons Kampagnenleiter setzten sogar durch, dass eine der TV-Debatten der Demokraten in der Stadt stattfand. Umfragen bescheinigten ihr einen Sieg bei der Vorwahl in Michigan. Aber sie verlor den Staat am Dienstagabend. Ihr linker Konkurrent Bernie Sanders gewann knapp, aber er gewann. Sein Wahlkampfmanager spricht von einem Game Changer, also von einer bahnbrechenden Entwicklung.

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Zu sehr Politprofi

Aber Michigan ist nur ein US-Staat. In Mississippi, wo die Demokraten ebenfalls am Dienstag wählten, gewann Clinton haushoch. Sie konnte ihren Vorsprung bei den Delegierten leicht ausbauen. Und sie hat die «Super-Delegierten» auf ihrer Seite, stimmberechtigte Parteigrössen, die von keiner Vorwahl abhängig sind.

Clinton ist die deutliche Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Doch man fragt sich, wieso es nicht noch viel besser läuft für die ehemalige Aussenministerin. Sie schleppt Probleme mit sich herum, die sie einfach nicht los wird.

Auf ihren Wahlkampfveranstaltungen wirken die Menschen manchmal so, als seien sie nicht aufrichtig begeistert, sondern eher, als wollten sie es nur gerne sein. Manche halten ihr vor, dass sie immer noch zu unnahbar sei, zu künstlich, zu sehr Politprofi.

Sie ist Teil einer Maschinerie. Das macht sich immer dann bemerkbar, wenn von «den Clintons» die Rede ist. Hillary Clinton das ist immer auch Bill Clinton. Es vergeht kaum eine Woche, in dem der frühere Präsident nicht irgendwo auf einer Bühne Wahlkampf für seine Frau macht.

Partei der Wall Street

Aber das, wofür er steht, ist nicht mehr gefragt. «Was die Wähler ablehnen, ist nicht Hillary; es ist die Partei, deren Führung sie repräsentiert, sowie die Richtung, in der sich die Demokraten seit Jahrzehnten bewegen», schreibt der Autor Thomas Frank in einem Gastbeitrag für den «Guardian».

Bill Clinton habe Handelsabkommen verabschiedet, die den Prinzipien der Arbeiterbewegung zuwider liefen. Er habe ein Gesetz unterzeichnet, das faktisch das Ende der Sozialhilfe einläutete; er habe die Finanzwirtschaft mit Gefälligkeiten bedacht.

«Das Problem mit den Demokraten des Establishments ist nicht, dass sie sich von Goldman Sachs, Morgan Stanley und dem Rest haben bestechen lassen; es ist, dass sie sich vor vielen Jahren dazu entschlossen haben, die Republikaner als die Partei der Wall Street abzulösen», meint Frank.

Honorare bis zu 200'000 Dollar

Hillary Clinton kann noch so oft betonen, wie progressiv sie sei, ein Teil der Wähler nimmt ihr das nicht ab. Weil sie mit Bernie Sanders einen vor Augen haben, der das nicht erst seit diesem Wahlkampf über sich sagt.

Clinton hat immer noch keine überzeugende Antwort darauf gegeben, warum sie die Texte jener Reden nicht veröffentlichen will, die sie vor Banken wie Goldman & Sachs hielt. Für diese Auftritte bekam sie hohe Honorare, bis zu 200'000 Dollar waren es pro Rede. Als sie in einem Interview gefragt wurde, ob das angemessen sei, erwiderte sie schmallippig: «Das haben sie angeboten.» Sie weigert sich, die Mitschriften zu veröffentlichen. Das hält Sanders ihr immer wieder vor.

Glaubwürdigkeitsproblem

Die Sache mit den E-Mails schwebt immer noch im Raum. Clinton hatte in ihrer Zeit als Aussenministerin ihre E-Mails über einen privaten Server abgewickelt. Das ist Gegenstand mehrerer juristischer Untersuchungen und auch einer Überprüfung des FBI. Es könnte ihr noch gefährlich werden, schlimmstenfalls droht ihr im Sommer eine Anklage.

Und sie hat Schwierigkeiten mit der Glaubwürdigkeit. «Es ist ihre Schwachstelle, dass viele Wähler sie nicht für vertrauenswürdig halten», sagt der Kampagnenforscher Aaron Kall von der Universität Michigan der dpa. «Sie muss noch viel Boden gut machen, um moralischer und vertrauensvoller zu erscheinen, was wichtige Charakteristika des US-Präsidenten sind.»

Clinton habe aus ihren Schwächen in Iowa und New Hampshire gelernt, meint er. «Sie hat sich definitiv verbessert. Sie hat ihre Stimme gefunden, besonders was die Debatten angeht.» Sie treffe jetzt mehr den Ton, klinge weniger nach Drehbuch.

USA vor dreckigem Wahlkampf

Die 68-Jährige greift jetzt verstärkt Trump an. Als sie die Vorwahl in South Carolina gewann, fügte sie ihrer Rede eine neue Botschaft hinzu: «Wir müssen Amerika nicht wieder grossartig machen. Amerika hat nie aufgehört, grossartig zu sein. Wir müssen Amerika einen.» Es war ihre Antwort auf Trump, dessen Wahlkampfprogramm aus dem Slogan «Let's make America great again» besteht.

Clintons Team bereitet sich auf ein sehr hässliches Duell vor. «Sie recherchieren auf jeden Fall sehr viel über Trump», sagt Kall. «Sie wird ihren Fokus verstärkt auf die Republikaner legen.»

Das tat Clinton auch am Dienstag. «Wir sind besser als das, was uns die Republikaner anbieten», sagte sie bei einer Rede. Es fand nur kaum Beachtung. Während sie in Ohio sprach, lief zur selben Zeit eine Medienkonferenz von Trump in Florida. Alle grossen Nachrichtensender berichteten live. Von Clintons Rede zeigten sie später Ausschnitte.

(sda/ccr)