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PersonSéverine Gisin
Ihr Unternehmen IDUN Technologies hat Séverine Gisin ein halbes Jahr nach ihrem Master-Abschluss in Gesundheitswissenschaften und -technologien an der ETH in Zürich gegründet, zusammen mit Kommilitone Simon Bachmann, der heute CEO des ETH-Spin-offs ist. Schon während des Studiums interessierten sie sich für präventive Medizin. Zunächst konzentrierten sie sich auf das Herz, weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen (etwa Herz- oder Hirninfarkte) die häufigsten Todesursachen in der Schweiz sind – jährlich für über 20 000 Todesfälle in der Schweiz verantwortlich, etwa ein Drittel aller Todesfälle. In Gesprächen mit Kardiologen stellte sich heraus, dass Langzeitdaten von Patienten ein Problem sind. Wer medizinische Mess-Elektroden für mehrere Tage anbringen will, kommt nicht um Implantate herum. Denn auf der Haut können sie nur für 24 Stunden angebracht werden, da sonst Irritationen auftreten. Deswegen entwickelten sie ein Material, mit dem Elektroden mehrere Wochen irritationslos auf der Haut bleiben können. Allerdings waren die Margen dafür nicht genügend, um eine Grossproduktion zu rechtfertigen. Kein Grund zum Aufgeben für Gisin und Bachmann, sondern für neue Wege: Hirnströme mit Ohrhörern messen. Inzwischen gibt es einige Use-Cases, zusammen mit anderen Firmen. Darunter ist etwa die Idee, die mit Musik den Schlaf verbessern will. Dort soll das Produkt von Idun Technologies die Daten liefern, um die Wirkung zu verbessern. Auch mit dem japanischen Pharmariesen Takeda gibt es eine Zusammenarbeit, wo es darum geht, Patienten mit Narkolepsie (Schlafattacken) zu helfen.
Die Vision geht aber weit über diese Anwendungen hinaus. Langfristig sollen mit den Sensoren in den Ohrhörern menschliche Emotionen gemessen werden. Gemäss dem Valenz-Arousal-Model können Emotionen in vier Quadranten eingeteilt und auf zwei Achsen gemessen werden. Arousal misst, ob ein Mensch erregt oder ruhig ist und Valenz, ob Ruhe oder Erregung angenehm oder unangenehm sind. «So könnte etwa die Objektivität von Gefühlen unterstützt werden», sagt Gisin, die kürzlich geheiratet und ihren Mädchennamen Chardonnens abgelegt hat. Natürlich gebe es auch grosse ethische Risiken bei der Hirnmessung, vor allem auch, weil der regulatorische Rahmen dabei sehr offen sei. Deswegen hat Idun Technologies einen Ethikrat eingerichtet, mit dem man jetzt zu arbeiten beginnt.