Nach der Nominierung des Immobilienmilliardärs Donald Trump durch die Republikaner werden in den kommenden Tagen die Demokraten die frühere Aussenminister Hillary Clinton offiziell zur Präsidentschaftskandidatin ernennen. Ein Überblick zu dem am Montag beginnenden Nominierungsparteitag der Demokraten in Philadelphia:

Wie läuft die Nominierung ab?

Clinton hat deutlich mehr als die absolute Mehrheit der 4765 Delegierten hinter sich, so dass ihre Nominierung reine Formsache ist. In den Vorwahlen hatte sie zwar wegen der bis zuletzt starken Konkurrenz durch den Senator Bernie Sanders nur 2219 Delegierte gewonnen, was unterhalb der bei 2383 Delegierten liegenden Schwelle der absoluten Mehrheit liegt.

Doch eine Besonderheit bei den Demokraten ist die hohe Zahl von «Superdelegierten». Dies sind aktuelle oder frühere Amtsträger, die im Gegensatz zur Mehrheit der Delegierten in ihrem Votum über den Kandidaten frei, also nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind. Clinton hat eine überwältigende Mehrheit der Superdelegierten hinter sich. Laut einer Zählung des TV-Senders CNN sind es 604 von 651. Das hebt sie deutlich über die Schwelle zur absoluten Mehrheit.

Die Nominierung Clintons steht für den zweiten Tag der Versammlung auf der Agenda. Nacheinander werden dabei die Stimmen der Delegationen aus den einzelnen Bundesstaaten aufgerufen. Zum Abschluss des Parteitags am Donnerstag wird die ehemalige First Lady dann in einer Grundsatzrede die Nominierung feierlich annehmen.

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Wird es Streit beim Parteitag geben?

So wie beim Parteitag der Republikaner, wo Trump-Gegner den offenen Aufstand probten, wird es in Philadelphia sicherlich nicht zugehen. Sanders hatte vor zwei Wochen nach langem Zögern eine formelle Wahlempfehlung für Clinton ausgesprochen, um die Reihen für den Kampf gegen Trump zu schliessen.

Der Senator hat folglich einen prominenten Rednerplatz gleich am ersten Tag des Parteitags erhalten. Clinton setzt darauf, dass Sanders sich ins Zeug legt, damit seine Anhängerschaft möglichst geschlossen in ihr Lager überwechselt.

Kein Selbstläufer

Doch die flügelübergreifende Einheit der Partei ist kein Selbstläufer. Sanders hatte Clinton während der Vorwahlen heftig attackiert und sie «untauglich» für das Präsidentenamt genannt. Er lastete ihr unter anderem ihre damalige Zustimmung zur Irak-Invasion im Jahr 2003 wie auch ihre Unterstützung für Freihandelsverträge an. Und er warf ihr vor, sich in die politische Abhängigkeit von finanzstarken Geldgebern begeben zu haben.

Diese massiven Vorwürfe wird Sanders mit seiner Solidaritätsadresse zu Parteitagsbeginn nicht vergessen machen können. In seiner Anhängerschaft, die durch seinen dezidiert linksgerichteten Wahlkampf elektrisiert wurde, gibt es nach wie vor viele, die mit der Kandidatur Clintons hadern.

Die Stimmung könnte zudem durch eine Wikileaks-Veröffentlichung belastet werden. Die Enthüllungs-Website hat E-Mails aus dem Parteiapparat der Demokraten verbreitet, welche die feindselige Einstellung von Parteifunktionären gegenüber Sanders dokumentieren. Gleichwohl ist lautstarker Streit um die Kandidatenkür in Philadelphia kaum zu erwarten. Trump ist der grosse einigende Faktor, der alle fortbestehenden Differenzen unter den Demokraten minimiert.

Wie sieht das sonstige Parteitagsprogramm aus?

Während beim Republikaner-Parteitag viele Parteipromis durch Abwesenheit glänzten, tritt in der Wells-Fargo-Arena von Philadelphia die Crème de la Crème der Demokraten geschlossen an.

Am Montag wird neben Sanders auch First Lady Michelle Obama sprechen. Der frühere Präsident und Ehemann der Kandidatin, Bill Clinton, ist dann am zweiten Tag der Hauptredner. Am Mittwoch sprechen Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden.

Eine Parallele zum Parteitag der Republikaner gibt es allerdings: So wie Trump für seine Kandidatenrede von seiner Tochter Ivanka präsentiert wurde, lässt sich Clinton zum Parteitagsabschluss von ihrer Tochter Chelsea vorstellen.

(sda/ccr)