Er ist die prägende Figur im Schweizer Investment Banking, und dies seit 30 Jahren: Marco Illy hat die Credit Suisse zum Marktführer für Börsengänge, Firmenfinanzierungen und -übernahmen in der Schweiz gemacht. Nun wechselt das CS-Urgestein. Mit 59 Jahren. Zur UBS. Die Branche reibt sich die Augen.

Bei der CS heisst es, Illy werde nicht ersetzt. Es ist der Schlusspunkt eines Verhältnisses, das sich in den letzten zwei Jahren rapid verschlechtert hat.

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Neuorganisation des Schweizer Geschäfts

Ausgangspunkt war die Neuorganisation des Schweizer Geschäfts durch Thomas Gottstein Ende 2016. Gottstein, den Illy selber 1999 zur CS geholt hatte, war 2015 zum CEO der Schweizer Universalbank gekürt worden. Dort sollte er ein Projekt vorantreiben, das Illy und Gottstein selber mitgestaltet hatten: ein IPO der Schweizer Universalbank.

Die Schweizer Einheit der Credit Suisse liegt in den Händen von Thomas Gottstein.

Doch bald gingen die Ansichten darüber auseinander. Gottstein wollte bei den Investoren mit einer einfachen Struktur punkten und beschloss, die Schweiz in drei Kundengruppen zu organisieren. Preis für die eingängige Lösung: Das Investment Banking wurde mit dem Firmenkundengeschäft zusammengeführt.

Bedenken wurden nicht erhört

Illy habe dies als unpassend erachtet, heisst es aus dem Umfeld des Bankers: Die Zusammenlegung werde das erfolgreiche Investment Banking schwächen. Die Bedenken wurden nicht erhört, im Gegenteil: Gottstein schob Illy auf den wohlklingenden Posten des Chairmans der neuen Geschäftseinheit ab. Die operativen Zügel übernahmen intern Didier Denat und Jens Haas. Als Zückerchen wurde Illy immerhin versprochen, er dürfe dann das IPO durchziehen.

Als das IPO 2017 nach Kritik von Investoren abgeblasen wurde, fiel das für Illy weg. Gleichzeitig sollen sich die Abstimmungsschwierigkeiten bei der Betreuung der Kunden gehäuft haben, heisst es aus der Abteilung. Viele CEOs sahen offenbar immer noch Illy und nicht dessen weniger erfahrene Nachfolger als Ansprechperson. Ein geordneter Generationenwechsel im Investment Banking habe sich als schwierig erwiesen, heisst es bei der CS.

Bei der UBS in operativer Rolle

Bei der UBS ist der 59-Jährige als Schweizer Investment-Banking-Chef wieder in der vom ihm bevorzugten operativen Rolle. Er hat zusätzlich auch den Handel unter sich und kann so die ganze Wertschöpfungskette betreuen. Illy sprühe vor Energie, sagen Vertraute. Viele gehen davon aus, dass er die UBS wie einst die CS zum Marktleader machen will.

Ein ambitioniertes Ziel, ist die Truppe bei der UBS doch deutlich weniger gross als bei der CS. Klar ist: Die Ex-Kollegen werden sich warm anziehen müssen. «Einen Vollprofi wie Illy», sagt ein Investment Banker, der viele Präsentationen mit ihm gemacht hat, «willst du nicht auf der Gegenseite.»

Erik Nolmans
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