Die Business-Idee

Zwei Minuten in ein Röhrchen atmen und dabei mehrere Krankheiten gleichzeitig erkennen? Solch ein Instrument hat das Medtech-Startup Avelo aus Schlieren entwickelt. «Unser Atemkollektor sammelt mit Hilfe eines Filters aus 3D-Nanofasern Aerosole aus der Atemprobe», sagt Mitgründerin und CEO Melanie Aregger,  «kombiniert mit bestehenden PCR-Tests können so bakteriell oder viral verursachte Erkrankungen wie die Grippe, Lungenentzündungen oder Tuberkulose frühzeitig erkannt werden.» Die schnelle Diagnose helfe Allgemeinmedizinern dabei, richtige Behandlungsentscheidungen zu treffen, spart dadurch Gesundheitskosten – und verhindert falsche Medikamenten-Verschreibungen.

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Die Gründer

Die beiden Gründer Tobias Bröger und Melanie Aregger wollten schon einmal gemeinsam gründen – ohne Erfolg. Mitten in der Corona-Pandemie wagten sie erneut den Sprung in die Selbstständigkeit und gründeten im Oktober 2020 die Avelo AG.  Bröger hat einen Bachelor in biologischer Chemie sowie einen Master in Ingenieurwissenschaften und bringt mehr als sieben Jahre Erfahrung in der Forschung, Produktentwicklung und Kommerzialisierung von In-vitro-Diagnostika mit und ist heute CTO. Aregger hat einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre, einen MBA der Universität St. Gallen und war vorher rund fünf Jahre in als CFO und COO in Führungspositionen tätig. Die ZHAW und die Universität Zürich sind Forschungspartner. Unterstützt werden sie zudem von einem wissenschaftlichen Beirat aus Tuberkulose-, Pneumologie- und Diagnosik-Experten. Seit September 2021 ist das Jungunternehmen im neuen Healthtechpark in Schlieren daheim. 

Der Markt

1,2 Millionen Menschen starben alleine 2019 aufgrund von Antibiotika-Resistenzen – zu dieser Erkenntnis kam ein internationales Forscherteam. Die Weltgesundheitsorganisation sammelt Daten zu Resistenzen aus mehr als 66 Ländern – und ihr Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte 2020 bei einer Rede in Genf: „Je mehr Beweise wir sammeln, desto klarer und besorgniserregender wird, wie schnell wir weltweit wichtige antimikrobielle Medikamente verlieren. «Rund zwei Drittel aller Antibiotika-Therapien werden heute völlig unnötig verschrieben», sagt auch Melanie Aregger, «das verursacht hohe Gesundheitskosten und Antibiotika-Resistenzen.» Methoden zur Früherkennung des bakteriellen oder viralen Ursprungs einer Erkrankung könnten den gezielten Einsatz des korrekten Medikaments fördern - «wir wollen zu einer Lösung zu diesem globalen Problem beitragen!»

Beflügelt durch COVID entwickeln Labore und Forscher weltweit, auch hinter verschlossenen Türen, neue Testmethoden. «Wettbewerber sind sicher vorhanden», weiss auch Aregger, «eine Monopolstellung ist nicht unser Ziel, der Markt ist gross genug – dennoch wollen wir möglichst schnell den Markteintritt schaffen.»

Das Kapital

Erste Tests der Anwendbarkeit und Nutzerfreundlichkeit des Atemkollektors wurden bereits im Labor durchgeführt. «Das Patientenfeedback setzen wir jetzt um», sagt Melanie Aregger. In einem nächsten Schritt wird eine klinische Studie vorbereitet, für die das Startup mit dem R2D2 TB Network bereits einen Partner gefunden hat, der in der klinischen Forschung und Patientenrekrutierung etabliert ist. «Die Entwicklung von Medizinprodukten ist stets zeit- und kostenintensiv», gibt Melanie Aregger zu. Innosuisse unterstützt die Forschung mit einem 380.000 Franken starken Förderbeitrag, erst in der vergangenen Woche gewann das Startup zudem den Venture-Kick-Preis in Höhe von 150 000 Franken. Der Abschluss der Seed-Finanzierungsrunde steht ausserdem kurz bevor.  

Die Chance

«In ein paar Jahren möchten wir weltweit vertreten sein mit unserem Blutröhrchen für Atemuntersuchungen», sagt Aregger. Die Vision: «Global wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen stiften, weil sich durch die Früherkennung Krankheiten weniger rasant verbreiten und schneller das passende Medikament gefunden wird.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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