Die Business-Idee

In der Zeit, da viele Menschen Angst hatten, in eine Arztpraxis zu gehen, weil sie befürchteten, sich mit dem Coronavirus anzustecken, erlebten Telemedizinanbieter einen deutlichen Aufschwung. So auch das Ostschweizer Startup Onlinedoctor. Es gehört zu jenen Firmen, die durch die Folgen der Corona-Krise einen starken Push erhalten haben. Nach einem «Handelszeitung»-Interview im letzten Jahr haben wir das Jungunternehmen jetzt einem Re-Check unterzogen und festgestellt: Es gibt sie, die Gewinnergeschichten während der Corona-Krise. In Anwendung von Onlinedoctor fotografieren Menschen auffällige Hautveränderungen und erhalten schnell eine fachärztliche Einschätzung des Hautproblems. Zudem werden Handlungsempfehlungen vermittelt, wie sie mit der Situation weiterfahren sollen. In den Wochen und Monaten des Shutdowns haben sich die Anfragen bei Onlinedoctor verfünffacht. Das Startup hat es dennoch geschafft, die Antwortzeit bei maximal 48 Stunden zu halten.

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Die Gründer

Das Gründungsteam besteht aus Tobias Wolf, Paul Scheidegger und Philipp Wustrow. Wolf und Wustrow arbeiteten vor ihrer Selbstständigkeit in der Ärzteweiterbildung für die Universität St. Gallen. Dort lernten sie auch Paul Scheidegger kennen, der seine eigene Arztpraxis in Brugg betreibt und als Facharzt für Dermatologie und Venerologie tätig ist. Immer wieder erzählte Scheidegger Tobias Wolf davon, dass Patientinnen und Patienten ihm privat und per Whatsapp Fotos und Schilderungen ihrer Beschwerden oder auffälliger Hautveränderungen zuschickten. Das daraus entstehende Chaos und datenschutzrechtliche Probleme wollten die drei mit Onlinedoctor in geordnete Bahnen lenken. Inzwischen arbeiten Wolf und Wustrow hauptamtlich für das Startup, Scheidegger ist als Verwaltungsrat tätig.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Der Markt

Interessant sind die Gesundheitsdaten, die Onlinedoctor durch die Hautbilder hat, natürlich auch für Pharmaunternehmen, die daran interessiert sind, eine möglichst enge und digitale Beziehung zu möglichen Patientinnen und Patienten aufzubauen. Dieses Bedürfnis ist während der Corona-Zeit noch gewachsen. Mitgründer Wolf sieht den Fokus des Unternehmens aber eher bei den Ärztinnen und Ärzten. Für sie will er ein Effizienztool bereitstellen, das den Patienten gleichzeitig schnellere Hilfe bei ihren Problemen bietet.

Das Kapital

In den Anfangsmonaten schossen die Gründer ihr eigenes Geld in die Firma ein. In einer zweiten Phase halfen Organisationen wie Startnext oder die Universität St. Gallen. Für weitere Expansionsschritte – bisher ist das Startup schwerpunktmässig im DACH-Raum tätig – ist das Jungunternehmen für weitere interessierte Investorinnen und Investoren offen. In der ersten Finanzierungsrunde habe man sogar deutlich mehr Geld einnehmen können, als man gebraucht habe, so Wolf.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Die Chance

Die Corona-Krise war für Onlinedoctor ein starker Push nach vorne. Die Dienstleistung ist gefragt, immer mehr Ärzte, die bisher mit Online-Betreuung von Patientinnen und Patienten nichts zu tun hatten, lernen, mit digitalen Tools umzugehen und Telemedizin in ihre Arbeit zu integrieren. Auch bei den Patienten ist das Verständnis für das Angebot von Onlinedoctor und anderen Anbietern stark gestiegen.
Jetzt geht es darum, die weitere Expansion voranzutreiben, die Onlinedoctor schon letztes Jahr angekündigt hat, und die Mitarbeitendenzahl zu steigern. Daneben balanciert Mitgründer Wolf sein Familienleben; er ist vor wenigen Wochen Vater geworden. «In unserer Firmenkultur haben wir fest verankert, dass Familie und Beruf balanciert werden können», erzählt er stolz.

Stefan Mair
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