Die Business-Idee

«Nachbars Oldtimer mieten» – das ist das Motto der Sharing-Plattform Myoldtimer.fun. «Über 180 000 Oldtimer stehen in Schweizer Garagen», sagt Gründer Cristiano Ramos da Silva Afonso, «und diese stehen zu 95 Prozent der Zeit nur herum – warum sollte man sie also nicht tageweise vermieten?» Autobesitzer reduzieren so die vermeintlich schädliche Standzeit und können zudem ein Taschengeld verdienen oder die Fixkosten teilen. Gemietet werden die über dreissig Jahre alten Oldtimer, zwanzig bis dreissig Jahre alten Youngtimer und andere Liebhaberfahrzeuge vor allem für Selbstfahrerspassfahrten, samt Chauffeur für Events wie Hochzeiten oder für Foto- und Filmproduktionen. «Durch eine Kooperation mit der Basler Versicherung sind Vermieterinnen und Mieter gleichermassen geschützt – auch wenn das Fahrzeug veruntreut, also nicht mehr zurückgebracht werden sollte», erklärt der Gründer. «Das ist für die Autoliebhaber, die ihren Wagen tageweise an Fremde geben, ein besonders wichtiger Punkt.»

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Der Gründer

Cristiano Ramos da Silva Afonso ist selbst Autoliebhaber und bietet sowohl seinen eigenen Porsche 911 wie auch sein Motorrad auf der Plattform an. Die Idee zur Sharing-Plattform entstand gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulkollegen bei einem Bier. «Wir wollten schon lange zusammen etwas auf die Beine stellen, hatten aber nie die richtige Idee», so Ramos da Silva Afonso. Bei ersten Recherchen merken sie: «Es gibt sonst nur kommerzielle Anbieter.» Ihre Idee: «Eine Plattform, auf der jeder sein Fahrzeug schnell und einfach tageweise vermieten kann.» Rund ein Jahr lang denken die beiden an der Idee herum, sprechen mit anderen Oldtimerliebhabern und -liebhaberinnen, entwickeln die Plattform, suchen einen Versicherungspartner und gehen im Sommer 2020 mit Myoldtimer.fun online. Die Gründer übernehmen dabei administrative Dinge wie die Versicherung, Zahlungsabwicklung und Datenerfassung aller Beteiligten.

Der Markt

Wohnungen und Häuser über Airbnb, Babykleidung für die ersten sechs Monate wie bei Oïoïoï Baby oder eben Oldtimer über das Aargauer Jungunternehmen – Angebote der Sharing Economy nehmen stetig zu. Der Trend hin zu nachhaltigem Konsumverhalten beflügelt diese Art der Angebote. Und auch Ramos da Silva Afonso ist sicher: «Vor zehn Jahren hätten wir unser Projekt so sicher noch nicht umsetzen können.» Mittlerweile seien aber sowohl Anbieter als auch Mieterinnen in der Schweiz offen fürs Teilen – «wir treffen den Nerv der Zeit», ist der Gründer sicher.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Das Kapital

Die GmbH ist bisher eigenfinanziert. «Kämen aber Investoren auf uns zu, wären wir nicht abgeneigt, schneller zu wachsen», sagt Ramos da Silva Afonso. Rund dreissig Fahrzeuge sind aktuell auf der Seite im Angebot; sie können über verschiedene Filter wie Baujahr und Preis gesucht werden. Vom Retro-VW-Bus für 160 Franken am Tag über den klassischen Mercedes (120 Franken) oder das knallrote VW-Käfer-Cabriolet (450 Franken) bis hin zum hochwertigen Rolls-Royce von 1959 (1480 Franken) ist das Repertoire schon jetzt vielseitig. Den Preis kann jeder Vermieter, jede Vermieterin selbst festlegen. An jeder Vermietung verdient das Startup 14 Prozent Provision.

Die Chance

Noch ist das Jungunternehmen in der Anfangsphase. «Wir möchten aber die komplette Schweiz abbilden und sehen viel Wachstumspotenzial», sagt der Gründer. «Ist das geschafft, wollen wir auch nach Deutschland und Österreich expandieren.» Neben bereits aktiver Social-Media-Werbung sind auch Kooperationen mit Oldtimer-Händlern und -Fanclubs denkbar, um schneller zu wachsen.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Stefan Mair
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