Die Business-Idee

Klimawandel, Nachhaltigkeit, Entschleunigung – drei Schlagworte, die für viele Menschen immer mehr an Bedeutung gewinnen. «Nachhaltig und trotzdem komfortabel – und dazu noch absolut entschleunigt – reisen, kann man mit dem Zug», ist  Marius Portmann,  Mitgründer und Co-Geschäftsführer des Zürcher Startups Simple Train überzeugt. Deshalb hat er mit Kommilitonen ein Zug-Reisebüro für internationale Bahnreisen im Online-Format lanciert. «Bei uns läuft alles manuell. Wir suchen händisch das bestmögliche Angebot», erklärt er, «innerhalb von 24 Stunden soll jede Anfrage mit einem Angebot beantwortet werden».

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Der Gründer

Portmann reist selbst bereits seit seiner Kindheit gerne mit dem Zug durch Europa. «Ich weiss daher aus eigener Erfahrung, wie kompliziert es ist, internationale Verbindungen zu finden, zu vergleichen und den eigenen Bedürfnissen anzupassen», sagt er. Aus dem Bedürfnis heraus, entstand seine Geschäftsidee. Gemeinsam mit den beiden Co-Geschäftsführern Austin Widmer und Linus Egli gründete er eine GmbH. Unterstützung bekommen die drei von zwei Studentinnen in der Kommunikation.  Seit April 2019 ist das Jungunternehmen auf dem Markt. Über 500 Reisen in 35 Länder konnten im ersten Jahr vermittelt werden. «Im Februar 2020 war der beste Monat mit rund 50 Buchungen», sagt Portmann, «doch dann kam die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Stornierungen.» Die Zeit während der Lockdowns nutzten die Gründer für den Aufbau ihrer Website. Während Buchungsanfragen vorher per Mail und Facebook abgewickelt wurden, können Anfragen seit April via Chat gestellt werden.  Marius Portmann studiert Soziologie und Umweltwissenschaften – mittlerweile in Teilzeit, um sich seinem Startup zu widmen.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Der Markt

Der Zug ist das klimafreundlichste Verkehrsmittel: Eine Infras-Studie zeigt beispielsweise, dass auf der Strecke Zürich-Paris im Flugzeug pro Passagier 113 Kilo CO2 zu Buche schlagen, im Auto rund 103 Kilo und im TGV nur etwa 5 Kilo. Diese Tatsache könnte dazu beitragen, dass Bahnreisen unter klimabewussten Konsumenten stetig an Bedeutung zunehmen. Ein Billett von St. Gallen nach Genf zu buchen ist einfach. Kompliziert wird es im internationalen Bahnverkehr. Auch SBB-Chef Vincent Ducrot gab in einem Interview mit «Watson» im März zu: «Ticketing im internationalen Verkehr ist unser Schwachpunkt.» Das Problem für die grossen europäischen Bahnanbieter wie die Deutsche Bahn (DB), die SBB, die österreichische ÖBB oder die französische SNCF: gemeinsame Konzepte fehlen.«Dieses Problem wollen wir für den Endkunden lösen», so Portmann. Mit DB und SBB hat Simple Train bereits Vertriebspartnerschaften abgeschlossen. Mit weiteren Anbietern sind die Gründer in Verhandlungen.

Das Kapital

An jeder Buchung verdient Simpletrain eine Beratungsgebühr. Seit Oktober 2020 unterstützt der Migros-Pionierfond das Startup finanziell und durch Coaching. «Deshalb sind wir nicht auf Investorensuche», so Portmann.

Die Chance

Ein Konkurrent, der bereits ein Stückchen weiter zu sein scheint ist die Londoner Bus- und Bahn-Buchungsplattform Trainline. Sie vergleicht Pläne und Angebote von 86 Anbietern in 24 Ländern, und zwar automatisiert per Algorithmus.  Dass bei Simple Train alle Vergleiche und Buchungen händisch laufen, ist aus Portmanns Sicht ein Service-Pluspunkt, der die Konkurrenz schlägt: «Ob für Einzelpersonen, grosse Gruppen sowie Menschen mit Hund, Velo, Sondergepäck oder extravaganten Routen-Wünschen – wir finden für jeden die optimale Lösung», ist er sicher.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Stefan Mair
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