Rund 25 Millionen Franken: So viel können Schweizer Exporteure sparen, wenn sie dereinst Präzisionswaagen, Uhren oder Müeslipakete nach Indonesien liefern. Das hat Patrick Ziltener errechnet. Der Professor an der Uni Zürich, ein Spezialist für die Analyse internationaler Handelsströme, ging en detail der Frage nach, was das Freihandelsabkommen mit dem asiatischen Inselreich konkret bringen wird.

Johann Schneider-Ammann hatte den Vertrag nach fast acht Jahren Verhandlungen im Dezember unterschrieben und mit einem stolzen «We made it!» auf Twitter verkündet. Damit sollen die Wirtschaftsströme mit dem viertgrössten Land eine neue Stufe erreichen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Tun sie das? Ausgangspunkt von Patrick Zilteners Berechnungen ist der aktuelle Stand: Im letzten erfassten Jahr, also 2017, lieferte die Schweiz Waren für 510 Millionen Franken nach Indonesien (ohne Edelmetalle), wobei Produkte für 74 Millionen Franken – etwa Medikamente – schon damals zollfrei waren.

Nun wird Indonesien Importzölle für 15 Millionen streichen, sobald der Vertrag in Kraft ist – beispielsweise für knapp 800'000 Franken bei Kosmetikprodukten oder für gut 300'000 Franken bei Stromrichtern. Am Schluss, nach fünf Jahren und diversen Übergangsfristen für diverse Güter, wartet ein Sparpotential von insgesamt gut 25 Millionen Franken.

Indonesien Freihandelsabkommen Vorteile nach Branchen
Quelle: Handelszeitung

Das wirkt eher belanglos, wenn man es mit dem gesamten Exportvolumen der Schweiz vergleicht: Dieses liegt bei rund 295 Milliarden Franken.

Damit bestätigen Patrick Zilteners Berechnungen auf den ersten Blick eine Studie, welche das Forschungsinstitut BAK vor gut zwei Jahren fürs Parlament erarbeitet hatte: Freihandelsabkommen hätten «wenig direkte Effekte» auf den Aussenhandel, stand da. Gewisse Exportbranchen profitierten «tendenziell», doch insgesamt seien die konjunkturellen Trends in den Partnerländern entscheidender für das Auf und Ab als die Zollsätze.

Kurz: Die Freihandelsabkommen sind eher politische Trophäen als ökonomische Durchbrüche.

Patrick Ziltener sieht es ähnlich: «Freihandelsabkommen sind wohl für einzelne Unternehmen wichtig, aber sie werden makroökonomisch überschätzt.» Und so trage auch der Pakt mit Indonesien vielleicht ein bisschen dazu bei, den Nachteil des hohen Franken zu kompensieren, er biete – zum Beispiel gegenüber der EU – einen hilfreichen kleinen Wettbewerbsvorteil, mehr aber kaum. «Mir sind selten Unternehmen begegnet, die sagten, solch ein Vertrag sei matchentscheidend.»
 

Geld ist nicht alles

Man kann es freilich auch positiver formulieren: Die Zollerleichterungen sind keineswegs der Hauptaspekt eines guten Freihandelsabkommens – es schafft vielmehr vagere Vorteile wie Rechtssicherheit und einen gewissen bevorzugten Zugang.

«Das Freihandelsabkommen mit Indonesien ist für die Schweizer Exportwirtschaft äusserst attraktiv aufgrund des hohen Zukunftspotenzials des Marktes», sagt Daniel Küng, der CEO von Switzerland Global Enterprise: «Das Abkommen erleichtert den Zugang zu einem Markt mit 260 Millionen Einwohnern, welche aufgrund der wachsenden Mittelschicht zu einer immer stärkeren Kaufkraft gelangen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass daher auch die Schweizer Exporte wachsen werden – und dies künftig fast ohne hinderliche Zölle.»