Der Bund bestätigt, worüber die «Handelszeitung» bereits vor zwei Wochen berichtet hat. Zusammen mit der Nationalbank arbeite der Bundesrat an einer Lösung für ukrainische Flüchtlinge, die in der Schweiz Bargeld in Franken tauschen wollen. Eine entsprechende Ankündigung hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen nun auf seiner Website publiziert.

Im Zentrum stehe ein Umtausch eines begrenzten Bargeldbetrags pro Person, der über ausgewählte Geschäftsbanken laufen soll, so das SIF. Der Bundesrat werde voraussichtlich vor Ende April über das weitere Vorgehen entscheiden.

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Grund dafür ist, dass kaum Geschäftsbanken von sich aus ukrainische Hrywnjas (oder Griwnas) ankaufen, weil es für solches Bargeld keinen Markt gibt, und die Banken fürchten, auf dem Bargeld sitzen zu bleiben. Der Bund könnte dabei für allfällige Wertverluste, die den Geschäftsbanken durch den Handel mit ukrainischem Bargeld entstehen, garantieren. 

Weder bei der Credit Suisse noch bei den Kantonalbanken von Basel und Zürich werde damit gehandelt, sagen Auskunftspersonen dieser Banken. Berichte aus Nachbarländern wie Deutschland zeigen, dass dort das gleiche Problem besteht. Bereits Ende April seien deshalb Gespräche mit der Nationalbank geführt worden, sagten damals mehrere Banker.

Es stehe für den Handel mit ukrainischer Währung kein Wechselkurs zur Verfügung, weshalb man diese Stand jetzt nicht ankaufen können, sagte damals etwa die Sprecherin der Credit Suisse. Man begrüsse daher die Gespräche mit der Nationalbank. 

Denkbar wäre, dass die Schweiz dem Vorbild der EU folgt, wie ein Bericht der Tamedia-Zeitungen spekuliert. Die EU-Kommission habe am letzten Freitag einen Vorschlag präsentiert, wie Flüchtlinge ihre Hrywnjas in EU-Ländern umtauschen können. Alle Geflüchteten sollen pro Person maximal 10’000 Hrywnjas, umgerechnet rund 300 Franken, wechseln können. Sasha Volkov vom Ukrainerverein halte dies für angemessen, berichtet Tamedia: «Das wird für die meisten zur Überbrückung irgendwie reichen. Die Menschen brauchen nicht viel.»

Bankomaten funktionieren auch mit ukrainischen Karten

Offenbar weiterhin möglich sind Bargeldbezüge mit Ukrainischen Debit- oder Kreditkarten. Bargeldbezüge sollten an Schweizer Geldautomaten weiterhin möglich sein, sagt Jürg Schneider von der Bankomat-Betreiberin SIX Group. «Somit können ukrainische Personen an CH-Bankomaten Geld beziehen, sofern ihre Karten das erlauben.» Letztlich hänge es von der dortigen Bank ab, ob Bezüge in der Schweiz möglich seien, so Schneider.

Ende April bestätigte die österreichische Raiffeisen International, welche auch in der Ukraine zu den grössten Retailbanken zählt, gegenüber der «Handelszeitung», dass ihre Karten in der Schweiz funktionieren. «Kunden der Raiffeisenbank Ukraine können mit ihren Bankkarten im Ausland bezahlen und an Geldautomaten auch Bargeld beheben», schreibt Raiffeisen-Sprecherin Ingrid Ditz.

 

Michael Heim Handelszeitung
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