Covid-19 hat Folgen im Arbeitsmarkt. Für die IT-Branche wird bis 2024 ein Corona-Wachstumsimpuls von fast 20 Prozent erwartet. Verwundert nehmen wir allerdings zur Kenntnis, dass auf Platz zwei des Jobwachstums schon die öffentliche Verwaltung inklusive Bildungswesen folgt. Im Kanton Zürich wird hier ein Wachstum von über 7 Prozent erwartet.

Der Mechanismus ist bekannt: Staatlich besoldete Pädagogen und Pädagoginnen warnen vor der abnehmenden Chancengerechtigkeit für die jüngeren Generationen. Ergo muss neben den Lehrkräften noch mehr Betreuungspersonal ins Klassenzimmer. Pädagogische Stellenprofile aller Art sollen helfen, die Ausbildungsqualität zu sichern.

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Doch trotz diesen stetig wachsenden Personalaufwendungen schneiden die Schweizer Schüler und Schülerinnen in den Pisa-Studien immer schlechter ab.

Peter Grünenfelder ist Direktor von Avenir Suisse, dem Think-Tank der Schweizer Wirtschaft. Zuvor war er unter anderem Staatsschreiber des Kantons Aargau und Präsident der Schweizerischen Staatsschreiberkonferenz. Er ist auch Lehrbeauftragter für Public Governance an der Universität St. Gallen.

Der vermeintlich so träge Verwaltungsapparat ist bei seiner Personalvermehrung höchst fleissig: Die Dynamik des Bevölkerungswachstums, immerhin 20 Prozent seit dem Jahr 2000, wird von der Dynamik des Beamtenwachstums klar übertroffen.

Beim Bund, in Kantonen und Gemeinden zeigt die Stellenkurve seit Jahrzehnten nur in eine Richtung: nach oben. Am Sitz des Finanzdepartements im Bernerhof sind bald Blumenbouquets zu beordern: nicht mehr lange, und der Bund wird die Marke von 40'000 Vollzeitstellen erreichen.

Auch in Zürich legt die Kantonsregierung für das nächste Jahr einen Budgetentwurf vor, der es in sich hat: Über 1100 neue Stellen sollen in der Kantonsverwaltung entstehen, selbstverständlich zu finanzieren durch die Steuerzahlenden. Der sparsame Bürger wird derweil von der Obrigkeit beruhigt: Steuererhöhungen seien nicht geplant.

«Die Dynamik des Bevölkerungswachstums wird von der Dynamik des Beamtenwachstums klar übertroffen.»

Dagegen scheint das Kapitel Steuersenkung aus dem Handbuch guter Regierungsführung entfernt worden zu sein. Dies, obwohl eine solche zur wirtschaftlichen Ankurbelung nach dem schwersten Einbruch seit der Erdölkrise opportun wäre.

Finanzpolitikerinnen und -politiker, die einen stetigen Ausbau des Verwaltungsapparates gutheissen, verdrängen konsequent, dass die wachsende Zahl an Verwaltungsangestellten stets zu mehr Bürokratie und Regulierung führt. Im «Ease of Doing Business»-Ranking der Weltbank ist die Schweiz innert 15 Jahren von Rang 11 auf Rang 36 abgerutscht.

Was es braucht: Führungswillen

Zugleich zeigt sich ein krasses Unvermögen der Regierenden bei der Priorisierung neuer Stellen. So belegt die Schweiz in Europa im Bereich E-Government einen der hintersten Plätze: Statt digitale Schnittstellen zwischen Behörden und Unternehmen zu schaffen (und damit private Geschäftstätigkeiten zu erleichtern), kreiert der Bundesrat neue Staatsstellen für eine digitale Diplomatie, auch wenn unklar ist, wofür diese steht.

Letztlich geht das staatliche Stellenwunder zulasten der wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Aus diesem Grund ist das Stellenwachstum beim Staat nicht nur zu stoppen, vielmehr muss eine deutliche Reduktion erfolgen. Dafür braucht es aber eine Politik mit Führungswillen.