Seit einem Jahrzehnt gelingt es der grössten Schweizer Stadt nicht, ein neues Fussballstadion auf dem verwaisten Hardturm-Areal zu realisieren. Am Wochenende lehnten die Stimmbürger der Stadt Zürich das neueste Projekt ab. Das heisst: Zurück auf Feld eins. Als Lösung schlagen deshalb nun viele ein einfacheres, billigeres Stadion des Thurgauer Eventbauers Nüssli vor. Das Unternehmen ist spezialisiert auf günstige Stahlrohrkonstruktionen in Modulbauweise. Es kann weltweit Erfolge im Stadionbau vorweisen.

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So etwa in Wiesbaden. Dort wurde die Birta-Arena in nur 112 Tagen hochgezogen. Das Stadion mit 13'000 Sitzplätzen kostete laut den Betreibern 16 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das gescheiterte Zürcher Stadion wäre auf 220 Millionen Franken zu stehen gekommen. Einst gedacht als Provisorium, wird nun in Wiesbaden schon die siebte Saison Fussball im Nüssli-Stadion gespielt. Und es sollen noch drei bis vier Spielzeiten folgen. Die Erfahrungen sind gut.

Die Stadt windet sich

Doch Zürich zögert noch. Passt ein Billigstadion in die Limmatstadt? «Die Stadt Zürich ist nicht grundsätzlich gegen ein Stadion in der Bauweise, wie jene von Nüssli. Nur stellt sich die Frage, ob man ein solches will und ob es alle Vorschriften erfüllen kann», so Hochbaudepartements-Sprecher Urs Spinner. Er sieht grosse Mängel im Vergleich zu einem Stadion aus Beton und Stahl. «Das Hardturm-Stadion entsteht in einem Wohngebiet. Da stellt sich die Frage ob die Lärmschutzvorschriften eingehalten werden können.»

Laut einem Papier der Stadt Zürich hat das Bundesamt für Umwelt die Richtwerte der deutschen Sportanlagenlärmschutzverordnung auf Schweizer Verhältnisse angepasst. Dies führte schon in Thun zu einer Reduktion der Zuschauerzahl um 40 Prozent. Zudem würden sich Schallschutzmassnahmen oft nicht kostengünstig umsetzen lassen, weil sie dann nicht mehr mit dem Brandschutz kompatibel seien.

Leichtbau-Stadion als letzte Chance

Dabei könnte es die letzte Chance sein. Denn die Stadt kann das Hardturm-Areal jederzeit an die Credit Suisse zurückverkaufen. So steht es im Vertrag, wie Hochbaudepartements-Sprecher Urs Spinner ausführt. «Wenn auf dem Hardturm kein Stadion gebaut wird, kann die Stadt Zürich dies der CS dies schriftlich mitteilen. Ab diesem Zeitpunkt hat die Bank sechs Monate Zeit um das Land zurückzukaufen.» nach dem Volks-Nein vom Wochenende steigt die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios.

Bei der Swiss Football League (SFL) gibt man sich dennoch zurückhaltend zuversichtlich: «Es wäre für den Schweizer Fussball sicher interessant, ein konkretes Projekt vorliegend zu haben und dieses genau anschauen zu können», sagt Sprecher Philippe Guggisberg. Ein Nüssli-Stadion müsste wie jedes andere auch den Anforderungen des Stadionkatalogs entsprechen. Den Verantwortlichen des Ligaspielbetriebens ist nicht entgangen, dass im Ausland solche Stadien erfolgreich bespielt werden. Gefragt wären nun private Investoren. Doch die Stadt könnte ihr Projekt torpedieren, indem sie das Land der CS zurückgibt.