Es könnte ein grosser Schritt sein, um die Abhängigkeit der EU-Staaten von russischem Gas zu reduzieren: Die angedachte Gaspipelineverbindung zwischen Spanien und Frankreich könnte nach Angaben der Regierung in Madrid in weniger als einem Jahr funktionstüchtig sein. 

Die spanische Energieministerin Teresa Ribera sagte am Freitag dem spanischen Fernsehsender TVE: «Voraussetzung ist, dass sich Frankreich und die EU auf das Projekt verständigten.» Dann könnte es acht bis neun Monate dauern. Die Verbindung der Netze beider Länder würde es nötig machen, einen Pipeline-Abschnitt neu zu verlegen.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bereits am Donnerstag gesagt, er habe sich für die Pipeline zwischen Portugal, Spanien und Frankreich ausgesprochen und mit EU-Vertretern das Projekt diskutiert. Er fügte hinzu, es werde auch «andere Verbindungen zwischen Nordafrika und Europa geben, die uns helfen werden, unsere Energieversorgung zu diversifizieren».

Der portugiesische Premierminister António Costa sagte: «Deutschland kann sich zu 100 Prozent auf Portugals Engagement für den Bau einer Gaspipeline verlassen.» Auf Twitter fügte Costa am Donnerstag hinzu: «Heute Gas, morgen grüner Wasserstoff.»

Spanien ist Europas «Gasinsel»

Spanien hat die meisten Flüssiggas-Terminals in Europa und zudem eine Pipeline aus dem Förderland Algerien. Es besteht allerdings keine grössere Verbindung nach Frankreich, ein Projekt wurde vor Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit abgebrochen. Mithilfe der EU könnte es wiederbelebt werden. Die neue Verbindung könnte Spaniens Gasexportkapazität um 20 bis 30 Prozent erhöhen, sagte Ministerin Ribera dem Sender TVE.

Diskutiert wird auch eine Verbindung von Spanien nach Italien. Auch dies würde helfen, den Gasfluss nach Mitteleuropa und somit Deutschland zu erleichtern. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sucht die EU fieberhaft Alternativen zu russischen Gaslieferungen, die momentan stark eingeschränkt sind.

Europa hat deshalb mit der grössten Energiekrise seit mindestens einer Generation zu kämpfen. Vor allem für kommenden Winter besteht die Gefahr von Engpässen – und dann auch für 2023, sollten die russischen Exporte weiter reduziert werden.

Durch den Wegfall der russischen Lieferungen, die vor der Invasion 40 Prozent des EU-Bedarfs deckten, ist Europa gezwungen, sich stärker auf die Einfuhr von Flüssigerdgas aus dem Meer zu stützen. Nun braucht es mehr Verbindungen von der iberischen «Gasinsel» nach Nordeuropa.

(reuters/mth)