Der frühere Vizekanzler und Bundesratssprecher Achille Casanova ist tot. Er verstarb am Sonntagabend im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit in Bern, wie seine Tochter am Montag der Nachrichtenagentur SDA mitteilte.

24 Jahre lang hatte der Tessiner dem Bundesrat als Vizekanzler gedient. Er habe 26 Bundesräte erlebt, und immer habe er deren Entscheide mit Vergnügen kommuniziert, hatte Casanova bei seinem Rücktritt 2005 gesagt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Eloquent und vielsprachig

Der vielsprachige und eloquente Casanova war im Juli 1981 zum Vizekanzler und damit zum Stellvertreter des damaligen neuen Bundeskanzlers Walter Buser gewählt worden. Im September 2000 wurde dem CVP-Politiker das neu geschaffene Amt des Bundesratssprechers anvertraut.

Nach seinem Rücktritt 2005 wurde er Ombudsmann bei der SRG. Er leitete die Ombudsstelle elf Jahre lang. Casanova behandelte in seiner Amtszeit rund 2000 Eingaben zu Radio- und Fernsehsendungen. Am 1. April dieses Jahres übernahm Roger Blum von ihm die Leitung der Ombudsstelle.

Bundesrat Gesicht gegeben

Dem verstorbenen Achille Casanova sei es gelungen, mithilfe seines Talents und seiner Mehrsprachigkeit der Landesregierung «ein Gesicht zu geben», sagte Bundesratssprecher André Simonazzi gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Die Funktion des Bundesratssprecher sei für Casanova geschaffen worden, sagte Simonazzi weiter. Die Idee war damals, die Kommunikation des Bundesrats «als Gremium» zu stärken. Dies sei Casanova gelungen. Er sei nicht nur als Vertreter des Tessins aufgetreten, sondern als Vertreter der gesamten mehrsprachigen Schweiz.

Grosses Gespür für die richtigen Worte

Der Tessiner habe mit viel politischem Flair in drei Landessprachen kommuniziert, und in den schwierigsten Situationen die richtigen Worte gefunden. Es habe immer wieder Krisen gegeben, in denen er als Berater oder Sprecher gefordert war. «Als Bundesratssprecher erlebt man solche Situationen alle zwei Wochen», sagte Simonazzi.

Casanova habe die Funktion des Bundesratssprecher geprägt. «Er war genau der Sprecher, den man sich wünschen kann und eine Inspiration für alle seine Nachfolger.» Als Mensch werde er ihm als sehr warmherziger Mitarbeiter und Kollege in Erinnerung bleiben.

Mit Gelassenheit und Humor

Ähnlich äussert sich der Tessiner Ständerat und CVP-Fraktionspräsident Filippo Lombardi: «Achille Casanova hat Bundesbern stark geprägt», sagte er am Montag auf Anfrage. Er habe mit Trauer vom Tod des ehemaligen Bundesratssprecher und CVP-Mitglieds erfahren.

«Er war ein sehr grosszügiger Mensch», sagte Lombardi telefonisch aus Wien gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Casanova habe den Bundesrat durch kritische Situationen begleitet und dabei immer Ruhe bewahrt. Die ganze Kommunikation rund um die nachrichtenlosen Vermögen etwa habe der Tessiner mit viel Taktgefühl geführt, sagte Lombardi.

Dank seines gesunden Menschenverstandes und seiner Ausgeglichenheit habe Casanova auch in Krisensituationen seine Gelassenheit und seinen Humor behalten. Es sei ihm zudem gelungen, den Bundesrat für eine transparentere Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit zu gewinnen, so der CVP-Fraktionspräsident.

(sda/chb/ama/jfr)