Was hatte uns Elon Musk in seinem Feldzug gegen etablierte Medienmarken nicht alles versprochen? Twitter, das er kaufte und in X umbenannte, werde «die bei weitem genaueste Quelle für Informationen über die Welt werden». So lautete sein Anspruch, gepostet auf seinem Account im November 2022.

Wie sieht die Realität aus? Social Media verbreitet ständig viel Fake, Hass und alles, was dazugehört. In Krisen und Kriegen, wie nach dem Hamas-Angriff auf Israel in geballter Form, umso mehr. X ist dabei eine Dreckschleuder der Desinformation.

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Damit kein Missverständnis aufkommt: X hat zum Teil gute Inhalte, es gibt immer noch kluge Menschen, die sich dort äussern und sich noch nicht zu anderen Plattformen verabschiedet haben. Aber Musks Argument, mit X vor allem Free Speech zu fördern, ist verfehlt. Er hat drastisch gekürzt und gespart bei seinen Mitarbeitenden, die sich bei der Plattform ums Moderieren, um Sicherheit und Vertrauen kümmern. Das Ergebnis: Propaganda und falsche Informationen florieren wie schon lange nicht mehr.

Andere Anbieter sind nicht besser, egal, ob sie Meta oder Tiktok heissen. Der Facebook-Konzern rühmt sich zwar, Hunderttausende Beiträge und Fake-Accounts gelöscht oder gekennzeichnet zu haben, die irreführende Inhalte verbreiten.

Viele Menschen nutzen beinahe ausschliesslich Social Media, um sich zu informieren. Das kann nicht gesund sein. Manche von ihnen entdecken mittlerweile aber, dass die von Musk so verachteten etablierten Medienanbieter doch nicht so schlecht sind, wie er ihnen oft vorhält. Klar, es gibt auch im Journalismus gute und schlechte Anbieter. Genauso, wie es seriöse und weniger seriöse Autoverkäufer oder vertrauensvolle und miserable Ärztinnen gibt.

Doch was Qualitätsjournalismus leisten kann, gerade in Kriegszeiten, ist enorm: vor Ort zu recherchieren (oft unter Lebensgefahr), Informationen nicht nur zu sammeln, sondern auch zu überprüfen und ebenso Kontext zu liefern. Das kostet viel Zeit und Geld. Bietet aber Qualität, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Genau das, was Musk mit X eben nicht schafft.

Tim Höfinghoff
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