Frauenrentenalter-Erhöhung: Länger zu arbeiten, lohnt sich finanziell

Die Studie stammt von unverdächtiger Stelle: Vom Bundesrat und dahinter das Bundesamt für Statistik. Der Auftraggeber der Studie war das Parlament und die Frage: Wie gross ist das allgemeine Lohngefälle (in Prozenten) zwischen Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter? Ein solches beklagen Linke, Grüne seit Jahren. Aus dieser Ungleichheit folgern sie auch die Ablehnung zur laufenden AHV-Reform, denn sie erfolge auf den Buckel der Frauen, so der Slogan. Die Abstimmung erfolgt in zehn Tagen. Die Antwort der Studie ist klar: Das Lohn- und Rentengefälle von Mann und Frau ist erheblich. Das Einkommen für entlöhnte Arbeit ist 43 Prozent niedriger ist als das der Männer. Dieser Wert ist nicht zu verwechseln mit der Lohndiskriminierung. (Sie liegt unter 8 Prozent und bezeichnet den Lohnunterschied für gleiche Arbeit.) Zu den Gründen des generellen tieferen Einkommens gibt es in der Geschlechterstudie einige Fakten, die auch für die Abstimmung von Relevanz sind: Frauen und Männern haben erheblich «unterschiedliche beruflichen Laufbahnen». Im Detail: Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger als Männer und arbeiten mehr Teilzeit, beides in erster Linie aus familiären Gründen. Zudem sind sie seltener in Führungspositionen. Sie erhalten häufiger eine schlechtere Arbeits- und Leistungsbewertung als Männer und werden seltener befördert. Und schliesslich sind Frauen häufiger in Tieflohnbranchen angestellt. «Dies alles wirkt sich auch auf die angesparten Beträge in der 2. und 3. Säule aus und führt zu Differenzen bei den entsprechenden Leistungen», schreibt der Bundesrat. Die Gewerkschaften beklagen deshalb, dass Frauen im Allgemeinen eine kleinere Rente erwarten können im Vergleich zu Männern, wenn man die erste und zweite Säule zusammenrechnet, denn sie haben ein Leben lang weniger in die 2. Säule einbezahlt als Männer. Der Bericht errechnet für die Schweiz einen geschlechterbedingungen Unterschied der Renten von 35 Prozent (2020) zu Gunsten der Männer. Der Umkehrschluss heisst: Je mehr Frauen im Beruf bleiben, je höher Ihr Kaderanteil und je besser ihre Entlöhnung in höherwertigen Sektoren, desto kleiner ist der geschlechtsbedingte Lohnunterschied. Die Frage nun: Wie kann man das Erwerbseinkommen und die Renten erhöhen? Frauen stärker beruflich integrieren, hilft ihrem Einkommen «Indem man Frauen länger ihr Geld verdienen und in die 2. Säule einzahlen», sagt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt. Er hat sich wegen der von ihm eingereichten Renteninitiative (Rentenalter 66) stark mit dem Thema beschäftigt. Auch der Bundesrat verfolgt diese Strategie seit langem indem er Frauen stärker und länger im Erwerbsleben halten will. Die Linken und Gewerkschaften beharren hingegen dogmatisch auf dem Rentenalter 64. Einer zweiten Studie kommt eine Schiedsrichterfunktion zu. Den Auftrag erteilte der Bund, die Macher sitzen im externen Beratungsbüro Ecoplan. Sie aber kommen zu einem klaren Schluss: Die Erhöhung des Frauenrentenalters erhöht die Arbeitsquote der Frauen. Sie können es mit einer Analyse der Rentenaltererhöhung von 2001 und 2005 belegen. Damals wurde das Frauenrentenalter zweimal erhöht, zuerst von 62 auf 63 Jahre und dann auf 64 Jahre. Die Folgen: Die Frauen blieben länger im Job. Die Erwerbsquote der betroffenen Frauen hat sich damals fast verdoppelt: Für die 63-Jährigen von 15 auf 22 Prozent und für die 64-Jährigen von 10 auf 21 Prozent. Die Studienautoren sprechen von einem «direkt sichtbaren Effekt der Rentenaltererhöhung der Frauen». Es war dies die bedeutendste Erhöhung der Erwerbsquote der Frauen im Vergleich aller Altersklassen vor und nach der Rentenaltererhöhung. Hier der Vergleich nach Altersklassen: Der Anteil der 20- bis 39-Jährigen im Beruf veränderte sich zwischen 1996 (vor der Erhöhung) und 2020 kaum. Der Anteil der 40- bis 57-Jährigen lag 2020 nur wenig höher als 1996. Doch der Anteil der 58-bis 64-Jährigen stieg innert einem Vierteljahrhundert steil an von 47 Prozent auf 57 Prozent. Die Studienautoren freuen sich über den Befund. Doch sie heben auch den Warnfinger. Damit älter Frauen länger arbeiten können, müssen in Betrieben die Bedingungen verbessert oder teilweise erst geschaffen werden, so die Studie. Für die Betriebe bedeute dies, dass sie das Augenmerk vermehrt «auf die Gesundheit, den Erhalt und die Förderung der Qualifikationen ihrer Mitarbeiterinnen legen sollen». Jedenfalls war die bisherige Erhöhung des Rentenalters aus der kollektiven Sicht der Frauen ein Erfolg. Mehr Lohn, mehr Rente und mehr finanzielle Selbstständigkeit.Verheiratete, geschiedene und ledige Frauen: Die unterschiedlichen Chancen Aufschlussreich ist gemäss der oben genannten Bundesstudie die Betrachtung der Unterschiede nach Zivilstand und Geschlecht. Verheiratete Frauen haben noch weniger Rente als unverheiratete Frauen. Anders die geschiedenen Frauen: Sie partizipieren in der Regel zur Hälfte am BVG-Vermögen des Mannes, das oft höher ist als das der Frauen. Geschiedene stehen BVG-rentenmässig also besser da als Verheiratete. Dies gilt auch beim Tod des Ehegatten. Die Witwe hat Anspruch auf 60 Prozent der Alters- oder Invalidenrente des Ehepartners. Hier lohnt es sich finanziell, verheiratet zu sein und einen Mann zu haben, der weit mehr verdiente als die Frau.

Frauenrentenalter-Erhöhung: Länger zu arbeiten, lohnt sich finanziell

Höheres Rentenalter: Mehr Lohn, mehr Rente für Frauen