Die europäischen Erdgaspreise setzen ihren Preisverfall fort. Händler an den Energiebörsen preisen die Erwartung ein, dass die Europäische Union in beispielloser Weise in den Markt eingreifen könnte, um die Energiekrise auf dem Kontinent in den Griff zu bekommen.

Niederländische Benchmark-Futures fielen um bis zu 5,8% auf 195 Euro je Megawattstunde, womit die Preise immer noch etwa achtmal so hoch sind wie für die Jahreszeit üblich. Die Analysten von Goldman Sachs erwarten, dass sich die Preise im ersten Quartal des nächsten Jahres vom aktuellen Niveau halbieren werden.

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Die Energieminister der Europäischen Union forderten am Freitag dringende Massnahmen, um die Preise zu dämpfen und den Markt mit Liquidität zu versorgen. Es wird erwartet, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union am Mittwoch konkrete Schritte vorstellt.

Gas-Preisdeckel soll kommen – nur: wie?

Wie ein Preisdeckel für Gas gestaltet werden sollte, darüber sind sich die Mitgliedsländer der Union allerdings uneins. Zu unterschiedlich sind Bedarf, Energiemix und Lieferquellen. Die Idee einer breiten Preisobergrenze – für alle Importe, nicht nur für die aus Russland – wurde am Freitag nur andiskutiert und zur weiteren Ausarbeitung vertagt. Auch zu verbindlichen Einsparzielen gab es keine Einigung.

Die Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die hohen Speicherstände zu Beginn der Saison überdurchschnittliche Entnahmen ermöglichen werden, so dass die Reservoirs bis Ende März immer noch zu über 20% gefüllt sein werden.

«Vor diesem Hintergrund wird das Gefühl der Dringlichkeit, die Nachfrage zu zerstören, allmählich einem Gefühl der Markterleichterung Platz machen, wonach wir den Winter überstanden haben», so die Analysten, die im ersten Quartal Preise von unter 100 Euro je Megawattstunde erwarten.

(Bloomberg/kin)