Bei der Wahl in den USA ist etwas Wegweisendes passiert. Das machte die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris in ihrer bemerkenswerten Siegesrede in der Nacht auf Sonntag deutlich. 

Kamala Harris ist als erste Frau, erste Dunkelhäutige und erste Amerikanerin mit indischen Wurzeln in das Amt des US-Vizepräsidenten gewählt worden - und geht damit für viele als eigentliche Hoffnungsträgerin aus der US-Präsidentenwahl hervor. «Auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt sein mag, werde ich nicht die letzte sein», sagte Harris in ihrer Rede. «Denn jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass dies ein Land der Möglichkeiten ist.»

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Harris hat beste Chancen, die erste Präsidentin der US-amerikanischen Geschichte zu werden. Sie würde das automatisch, sollte Präsident Joe Biden während seiner Amtszeit etwas zustossen und nicht mehr regieren können. Sie hätte gute Chancen, wenn Biden nach vier Jahren nicht mehr antreten würde. Oder dann in acht Jahren, wenn Biden sich nach einer zweiten Amtszeit nicht mehr aufstellen darf.  

Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland in Kalifornien geboren, wo sie in einer afroamerikanischen Community aufwuchs. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter - eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin - kam aus Indien.

Im Laufe ihrer Karriere war Harris mehrfach die Erste: Nach ihrem Studium in Washington und in Kalifornien wurde sie als erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco. Ab 2010 hatte sie als erste Frau den Posten der Attorney General (Justizministerin und Generalstaatsanwältin) in ihrem Heimatstaat inne. In den US-Senat zog sie 2017 als erste Schwarze ein, die Kalifornien repräsentierte - und war die zweite Afroamerikanerin in der Parlamentskammer überhaupt.

Biden beschreibt Harris als furchtlose Kämpferin

Am Tag zum Gedenken an den Bürgerrechtler Martin Luther King 2019 gab Harris ihre Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bekannt. "Die Amerikaner wollen eine Kämpferin, sie wollen jemanden, der wie verrückt für sie kämpft", sagte sie damals.

Ihre Gegner kritisierten, dass sie sich ideologisch nicht verorten lasse, und versuchten, ihre Karriere in der Justiz gegen sie zu verwenden: Sie sahen einige ihrer Entscheidungen nicht im Einklang mit ihrem Versprechen nach Reformen eines "kaputten" Strafjustizsystems. Im Dezember beendete sie ihre Kampagne.

Im Sommer machte Biden Harris zu seiner Vize-Kandidatin. Ganze Artikel beschäftigten sich mit der Tatsache, dass Harris im Wahlkampf meist Turnschuhe trug - wie auch oft ihr Mann Douglas Emhoff. Einige sahen darin ihren Tatendrang. Biden beschreibt Harris als "furchtlose Kämpferin". Mit seiner Entscheidung für sie ebnete er den Weg dafür, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine schwarze Präsidentin in den USA geben könnte. Der gewählte Präsident Biden ist 77 Jahre alt - die 56-Jährige Harris könnte ihn beerben, zumindest als nächste Präsidentschaftskandidatin der Demokraten.

Ihre Mutter habe so fest an ein Amerika geglaubt, in dem ein Moment wie der jetzige möglich sei, sagte Harris am Samstag - und dankte den Generationen von Frauen, die für Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit aller gekämpft hätten. "Ich stehe auf ihren Schultern." Harris sagte den Amerikanern zu, dass sie versuchen werde, eine Stellvertreterin für Biden zu sein, wie er es für Barack Obama war. "Loyal. Ehrlich." Und jeden Tag aufs Neue vorbereitet.

(sda/dhü)