Der Multimillionär Tomas Pitr gehört in Tschechien zu den meistgesuchten Personen. Er war 2007 aus seinem Heimatland geflohen - nur Stunden, bevor er eine sechsjährige Freiheitsstrafe wegen Vermögens- und Steuerdelikten hätte antreten sollen.

Tschechien schrieb den heute 41-Jährigen daraufhin international zur Verhaftung aus. Ende Juli 2010 wurde er in einem Luxushotel in St. Moritz verhaftet. Seither sass er in Schweizer Auslieferungshaft. Das Bundesamt für Justiz (BJ) bewilligte im Dezember 2010 seine Auslieferung an die Tschechische Republik.

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Politischer Hintergrund verneint

Das BJ war zum Schluss gekommen, dass die Pitr vorgeworfenen Wirtschafts- und Steuerdelikte auch nach schweizerischem Recht strafbar seien und die Auslieferung damit möglich sei. Das Bundesstrafgericht wies Pitrs Beschwerde 2011 ab.

Es verwarf dabei unter anderem Pitrs Einwand, dass das tschechische Auslieferungsersuchen gegen ihn nur konstruiert worden sei, um ihn wegen seiner politischen Tätigkeit beziehungsweise wegen politischer Hintergründe zu verfolgen. Das Bundesgericht trat kurz darauf auf seine Beschwerde gar nicht erst ein.

Der Auslieferung konnte dann allerdings wegen eines hängigen Asylverfahrens immer noch nicht vollstreckt werden. Wie das BJ am Mittwoch mitteilte, zog Pitr sein Asylgesuch dann aber zurück, womit auch die in diesem Zusammenhang eingereichte Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht vor kurzem abgeschrieben werden konnte.

Damit wurde die Auslieferung an die Tschechische Republik laut BJ vollstreckbar und am Mittwoch auch vollzogen.

«Staatsfeind Nummer eins»

Pitr hatte es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vom Gemüseverkäufer zum Multimillionär gebracht. Wegen zweifelhafter Aktionen geriet er dann aber ins Visier der Justiz.

Ein früherer tschechischer Staatschef bezeichnete ihn einst als «Staatsfeind Nummer eins». 2002 eigneten sich Pitr und sein Compagnon Frantisek Mrazek, der frühere Chef der tschechischen Unterwelt, den grössten Lebensmittelkonzern Tschechiens an.

Mrazek wurde 2006 in Prag unter mysteriösen Umständen erschossen. Pitr soll gemäss Meldungen in der tschechischen Presse heikles Material über tschechische Politiker und hochrangige Beamte besitzen. Angeblich sollen auf Videoaufzeichnungen Übernahmen von Schmiergeldern oder Kontakte mit Prostituierten zu sehen sein.

(chb/sda)