Eines muss man Albert Rösti lassen: Er hat keine Angst, sich die Finger zu verbrennen. Nach dem Flop mit dem Ausbau der Autobahnen packt der Verkehrs- und Landwirtschaftsminister nun ein weiteres heisses Eisen an: Crispr. Die Technologie, erfunden von den beiden Nobelpreisträgerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, macht es möglich, das Genom, etwa dasjenige von Saatgut, präzise zu verändern. Nun soll sie in der Schweiz zugelassen werden – eine Volksabstimmung ist so gut wie sicher. Ob Rösti das Seilziehen mit den Bremsern der seit Jahrzehnten bestens eingespielten Anti-Gentechnik-Fraktion gewinnt?
1. Wie funktioniert Crispr, und was unterscheidet die Technologie von der traditionellen Gentechnik?
Crispr steht für Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats. Es handelt sich dabei um eine biotechnologische Methode, mit der das Genom einer Pflanze gezielt verändert werden kann. In der Regel geht es darum, eine bestimmte Sequenz aus dem Erbgut rauszuschneiden, um eine Eigenschaft zu deaktivieren, oder darum, Eigenschaften, die bei der Kultivierung der Pflanze verloren gingen, wieder zu aktivieren. Im Gegensatz zur traditionellen Gentechnik wird dabei nicht mit artfremdem genetischem Material gearbeitet. Zudem lässt sich, anders als bei der etablierten Gentechnik, genau bestimmen, wo auf der DNA die genetische Information verändert wird. Im Resultat unterscheidet sich mittels Crispr verändertes Saatgut nicht von Saatgut, das eine natürliche Mutation erfahren hat oder das mit herkömmlichen Züchtungsmethoden verändert wurde. Bei der Regulierung geht es deshalb im Kern um die Frage, was zählt – die Methode oder das Resultat?