Jetzt weht den sechs Wirtschaftskapitänen ein eisiger Wind entgegen: Die Gruppe namhafter Schweizer Unternehmer, denen beim Besuch im Oval Office der Durchbruch im Zoll-Deal gelungen ist, hat ein juristisches Verfahren am Hals. Zwei grüne Nationalräte und die Juso haben bei der Bundesanwaltschaft je eine Strafanzeige wegen «Verdachts auf Bestechung fremder Amtsträger» eingereicht.

Der Stein des Anstosses: die präsidialen Geschenke an Donald Trump. Die Schweizer Milliardäre schenkten dem US-Präsidenten einen Goldbarren mit Widmung und eine Rolex-Tischuhr. Die internationale Presse übte nach Bekanntwerden des Zoll-Deals bereits Kritik an diesem Vorgehen. So schrieb die britische BBC von einer «goldenen Charmeoffensive». Viel deutlicher drückte es die französische Zeitung «Libération» aus, die titelte: «Sammler-Rolex, signierter Goldbarren ... Wenn Schweizer Unternehmer Trump schmieren, um Zölle zu begrenzen.» Das Schlagwort zum Artikel lautete schlicht: «Corruption.»

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«War sehr nah an Korruption»

Kritische Stimmen gibt es auch in der Schweiz – nicht nur von linken Politikern. Und zwar prominent platziert in der «Financial Times». So sagte der frühere Schweizer Botschafter Daniel Woker (77) zur renommierten britischen Wirtschaftszeitung: «Einige in der Schweiz haben das Gefühl, dass das sehr nah an Korruption war. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Schweiz im besten Licht zeigt.»

Ex-Diplomat Woker, früher als Schweizer Botschafter in Kuwait, Katar, Bahrain, Singapur und Australien tätig, sowie Lehrbeauftragter an der HSG St. Gallen, spricht sogar von «Wheeling and Dealing», ein englischer Begriff für Machenschaften. «So möchten wir uns als Säule von gut organisierten, gesetzestreuen internationalen Beziehungen nicht sehen.»

Ins gleiche Horn bläst David Bach (59), Präsident der IMD Business School in Lausanne: «Es ist unangenehm, wenn man in einem Land, das auf internationaler Ebene generell Wert auf Zurückhaltung und Bescheidenheit legt, so öffentlich opulente Geschenke macht», sagte er zur «Financial Times». Und weiter: «Es war das Gold und die Rolex – und das Foto.»

Strafanzeigen sind «politisch motiviert»

Von einem «Gschmäckli» spricht Peter V. Kunz (60), Wirtschaftsrechtler an der Universität Bern. Aber: «Die Strafanzeigen erscheinen mir eher politisch als rechtlich motiviert, und Erfolgschancen gebe ich ihnen nicht», sagt der Rechtsexperte auf Anfrage von Blick. Er geht davon aus, dass die Bundesanwaltschaft nicht einmal ein Verfahren eröffnen wird. So habe das «Team Switzerland», wie die sechs Wirtschaftsführer in der Verwaltung genannt werden, das Trump-Treffen mit publizierten Bildern davon öffentlich gemacht.

Deshalb schlussfolgert Kunz: «Die Wirtschaftsvertreter haben keinen unmittelbaren Nutzen von ihren ‹Geschenken›, die insofern eher unter Marketing als unter Bestechung abgebucht werden dürfen.» Zudem gehören die goldenen Mitbringsel nach US-Recht nicht Trump selbst, sondern dem amerikanischen Staat. Es handle sich also nicht um Wirtschaftskorruption.

Trump bekommt immer wieder kuriose Geschenke

Für den Wirtschaftsrechtler spiegelt das Treffen im Oval Office einzig die Realität im Umgang mit der aktuellen Trump-Regierung wider. Der US-Präsident umgibt sich lieber mit Wirtschaftsvertretern, statt im Hintergrund mit Politikern oder Diplomaten zu verhandeln. «Das ist ohne Zweifel etwas ungewohnt, für uns, aber nicht a priori falsch», so Kunz. Grundsätzlich sei es richtig, dass man über Alternativen nachdenke, wenn die offiziellen Kanäle nicht funktionierten.

Es ist also politische Realität, dass Trump gerne im Scheinwerferlicht verhandelt – und dabei oft Geschenke von seinen Gästen bekommt. Dafür gibt es mittlerweile einige Beispiele: Der britische Premierminister Keir Starmer (63) brachte beim Treffen eine Einladung von König Charles (77) mit. Apple-CEO Tim Cook (65) überbrachte dem US-Präsidenten eine gravierte Glasplatte mit Apfel-Logo, montiert auf einem Sockel aus 24-karätigem Gold. Und die Katari schenkten ihm sogar einen Jumbojet.

Mit ihren Mitbringseln ist das «Team Switzerland» auf Schmusekurs mit Trump gegangen – eine Taktik, die sich bewährt hat. Natürlich hätten die sechs Unternehmer auch Eigeninteressen verfolgt, urteilt Kunz. Sein Fazit: «Sie sind für mich weder Täter noch Helden.»