Einmal mehr rücken die Rentnerinnen und Rentner bei einer Abstimmung ins Zentrum. Ende September könnten sie bei der Abschaffung des Eigenmietwerts eine entscheidende Rolle spielen. Fest steht: Viele Ältere würden profitieren. Denn wer sein Haus im Alter abbezahlt hat, kann keine Hypozinsen mehr abziehen, muss aber weiterhin Steuern auf ein fiktives Einkommen zahlen.
Vor diesem Hintergrund haben bürgerliche Altparlamentarier und Seniorenvertreter das Komitee «Faire Steuern für Senioren» gegründet. Es will im Abstimmungskampf die Botschaft setzten, dass die Eigenmietwert-Besteuerung die Seniorinnen und Senioren unverhältnismässig treffe.
«Ungerechte und belastende Situation»
«Für ältere Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer ist die Besteuerung des fiktiven Eigenmietwerts besonders stossend», sagt Daniel Schwab (72) vom Schweizerischen Verband für Seniorenfragen, der Co-Präsident des Komitees ist. «Sie haben vielfach ihre Schulden mit Erspartem abbezahlt und werden nun mit hohen Steuern bestraft.» Das sei ungerecht. Die Steuer könne gar im Extremfall dazu führen, dass Senioren ihr Zuhause verlieren würden.
Zumindest um fehlenden Einfluss müssen sich die Senioren kaum sorgen. Beobachter verweisen auf das Gewicht des älteren Mittelstands bei Urnengängen. Daten des Bundes zeigten, dass 88 Prozent der Eigentümer im Rentenalter weniger Steuern zahlen müssten, erinnerte der Ökonom Marius Brülhart in einem Cash-Interview. «Weil die Gewinner-Gruppen besonders zuverlässige Urnengänger sind, könnte die Reform in der anstehenden Volksabstimmung Chancen haben, obwohl sie gesamthaft in der Minderheit sind.»
Wie viele Rentner-Haushalte sind betroffen?
Im Komitee selbst will man von einem Gegeneinander der Generationen nichts wissen. Für den früheren Schwyzer Ständerat Toni Dettling (82, FDP), Ex-Präsident des Hauseigentümerverbands und bekannt als «Hüsli-Toni», geht es um Grundsätzliches: «Aktuell wird versucht, die verschiedenen Generationen gegeneinander auszuspielen. Dagegen wehre ich mich.»
Der Eigenmietwert belaste ältere Menschen, die ihr Leben lang gespart hätten. Es sei «schlicht unschweizerisch, wenn Sparen steuerlich bestraft, Schulden machen dagegen steuerlich belohnt wird», so Dettling. Selbstbewohntes Wohneigentum ist laut Komitee ein zentraler Teil der Altersvorsorge.
Auch die Gegner der Eigenmietwert-Vorlage räumen ein, dass die heutige Regelung alles andere als perfekt ist – weil vor allem Pensionierte die höhere Steuerlast tragen müssten. Das Nein-Komitee erinnert allerdings daran, dass das Bundesparlament spezifische Lösungen für Rentner stets abgelehnt habe: «Es ist deshalb zu begrüssen, dass einige Kantone bereits Lösungen für Rentnerinnen und Rentner vorsehen.»
Darauf verwies auch Ökonom Brülhart. Wie viele Rentnerhaushalte könnten wegen des Eigenmietwerts tatsächlich in ernsthafte Schwierigkeiten geraten? Genaue Zahlen gibt es nicht. Brülhart nannte Schätzungen, wonach 2 bis 3 Prozent der Haushalte stark betroffen wären.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Die Generationen werden gegeneinander ausgespielt».