Über hundert Baustellen in Zürich stehen heute still, weil die Zürcher Bauarbeiter ihre Arbeit niedergelegt haben. Die Bauarbeiter fordern den Erhalt der Rente mit 60 und besseren Schutz bei Schlechtwetter und Lohndumping.

In einer Presse-Erklärung der Gewerkschaften Unia und Syna warfen die Bauarbeiter dem Baumeisterverband vor die Probleme der Bauarbeiter nicht ernst zu nehmen und Lösungen zu blockieren.

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Erst der Anfang

Erst am Montag hatten 3000 Bauarbeiter im Tessin ihre Arbeit auf den Baustellen ruhen lassen. Am Mittwoch sind Aktionen in der Westschweiz geplant. Der Protesttag der Gewerkschaften Unia und Syna in Bellinzona war der Auftakt einer Reihe von Protesten in der Schweiz im Arbeitskampf um den Gesamtarbeitsvertrag der Branche. Die Gewerkschaften wollen aber nicht von Streik sprechen. Die Bauarbeiter bezögen Überzeit, um an den Protesten teilzunehmen, erklärt Kurt Regotz, Verhandlungsleiter Bau Syna, auf Anfrage. Es handle sich aber durchaus um eine arbeitsstörende Massnahme.

Die Fronten im Schweizer Baugewerbe sind seit Monaten verhärtet. Die Baumeister wollen den bisherigen Landesmantelvertrag (LMV) verlängern, für Unia und Syna dagegen kommen nur Verhandlungen über einen neuen LMV in Frage - und dies zusammen im Paket mit der Lohnrunde, der Finanzierung des Rentenalters 60 sowie Massnahmen gegen Lohndumping und für besseren Gesundheitsschutz.

Stein des Anstosses

Der Baumeisterverband verweigert inhaltliche Verhandlungen über den Landesmantelvertrag wegen der Fachstelle «Risikoanalyse» der Gewerkschaft Unia. Diese Fachstelle prüft für Baufirmen, ob deren Subunternehmen Lohndumping begehen. Die Baumeister argumentieren, diese einseitige Überprüfung sei nicht zulässig.

Unia und Syna werfen den Baumeistern derweil Verhandlungsverweigerung vor. Kommt es bis Ende Jahr nicht zu einer Einigung, droht ein vertragsloser Zustand. Einen solchen wollen gemäss eigenen Angaben beide Seiten verhindern. Die nächsten Verhandlungen soll es Ende November geben. Dort wollen die Baumeister aber nur über die Löhne für 2016 und den frühzeitigen Altersrücktritt sprechen - nicht aber über den Landesmantelvertrag.

Implenia fordert Gespräche

Nun hat sich auch der grösste Schweizer Baukonzern Implenia eingeschaltet und drängt auf eine Lösung. Die Gewerkschaftszeitung «Work» berichtete, Implenia fordere einen Kurswechsel und die Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern.

Implenia-Sprecher Philipp Bircher bestätigte dies gegenüber der Sendung «Rendez-vous» von Schweizer Radio SRF: «Ein vertragsloser Zustand ist ein denkbar ungünstiges Szenario. Für uns ist eine funktionierende Sozialpartnerschaft im Bauhauptgewerbe ein entscheidender Standortvorteil als auch eine notwendige Voraussetzung für einen störungsfreien Bauablauf.» Implenia fordere deshalb beide Seiten auf, das Gespräch zu suchen und die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

(sda/chb)