Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen nichts geringeres als ein Gegengewicht zur wirtschaftlichen Dominanz des Westens bilden. Ihre Allianz Brics soll deshalb wachsen und zu «Brics plus» werden - darüber herrscht Einigkeit. Jedes Land verfolgt dabei jedoch eine eigene Agenda. Beim Gipfeltreffen, das an diesem Dienstag im südafrikanischen Johannesburg startet, steht die Diskussion über die Erweiterung im Mittelpunkt. Was sich die fünf Mitgliedstaaten davon erhoffen:

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Russland drängt auf Aufnahme von Belarus

Für den wegen des Angriffs auf die Ukraine international isolierten russischen Präsidenten Wladimir Putin ist Brics der ideale Rahmen, um zu demonstrieren, dass sein Land noch Verbündete hat. «Brics plus» würde nach dieser Logik auch bedeuten: Je mehr, desto besser. Russland dürfte vor allem darauf dringen, dass das erstmals zum Brics-Gipfel eingeladene Belarus als Mitglied aufgenommen wird. In Belarus sind Tausende russische Soldaten stationiert, Machthaber Alexander Lukaschenko hatte das Land auch als Aufmarschgebiet für Angriffe auf die Ukraine bereitgestellt.

Zudem will Putin andere Staaten für eine Abkehr vom Dollar gewinnen. Der Kremlchef kritisiert die US-Währung seit langem als Instrument des politischen Machtkampfes, den er Washington unterstellt. Vor allem aber dürften der erhebliche Wertverlust der russischen Währung sowie westliche Finanzsanktionen Hintergründe dafür sein, dass er sich dafür einsetzt, dass die Staaten ihre Geschäfte in den nationalen Währungen abwickeln. Dabei soll nach seiner Vorstellung auch die von den Brics-Staaten gegründete Entwicklungsbank NDB (New Development Bank) helfen.

China will sich selber ins Zentrum der Weltordnung rücken

China gilt als treibende Kraft einer Erweiterung der Brics-Gruppe. Peking hofft auf eine «gerechtere Weltwirtschaftsordnung», heisst es in einem Kommentar der chinesischen Staatszeitung «Global Times». Die Brics-Staaten brächten «positive Energie in die Weltwirtschaft», so der chinesische Staatssender CGTN.

Die in Shanghai ansässige NDB hat sich bereits erweitert: Zuletzt durften Uruguay, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bangladesch beitreten. Experten zufolge wolle China «Brics plus» als Bühne für politischen Aktivismus gegen die USA nutzen und China ins Zentrum der Weltordnung rücken.

Indien fürchtet vor allem die Aufnahme Pakistans

Indiens Vision für die Brics-Gruppe dreht sich vor allem um die Förderung der Zusammenarbeit von Entwicklungs- und Schwellenländern. Im Gegensatz zu China und Russland will sich das Land nicht gegen die USA positionieren, mit denen es gute Beziehungen pflegt.

«Brics plus» sieht Indien zudem eher kritisch. Das Land befürchtet, dass es durch eine mögliche Aufnahme mehrerer China-freundlicher Nationen an Einfluss in der Gruppe verlieren könnte. Hintergrund hierfür sind die angespannten Beziehungen zwischen Indien und China, die beide um Einfluss in ihrer Region buhlen. Zudem wird Indien sich dafür einsetzen, dass Pakistan der Gruppe fernbleibt. Aufgrund zahlreicher Konflikte haben die beiden verfeindeten Nachbarn bereits mehrere Kriege miteinander geführt.

Südafrika setzt auf «Süd-Süd-Zusammenarbeit»

Ähnlich wie für Indien steht für Südafrika die Diplomatie im Vordergrund. Brics sei weder anti-westlich noch pro-russisch, sagte Aussenministerin Naledi Pandor vor dem Gipfel. Südafrika gehe es vielmehr um eine verstärkte «Süd-Süd-Zusammenarbeit», da westliche Industriemächte die Belange des globalen Südens zunehmend vernachlässigten.

Dabei hofft Südafrika auf verstärkte wirtschaftliche Kooperation sowie weniger Abhängigkeit von einer Weltwirtschaft, für die der US-Dollar die Leitwährung ist. Zum Gipfel diese Woche hat Südafrika Dutzende afrikanische Staatschefs eingeladen in der Hoffnung, mit vielen neuen Mitgliedern vom Kontinent den Anliegen Afrikas international mehr Gewicht zu verleihen.

Brasilien setzt auf ein Gegengewicht zur G7

Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva macht sich für die Aufnahme weiterer Länder stark. Er unterstützt Medienberichten zufolge den Eintritt von Staaten wie Argentinien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Brics plus» soll demnach ein Gegengewicht zur Gruppe der G7 bilden. Die G7 sei ein «Klub», der nicht existieren dürfe, weil seine Form, über Geopolitik zu sprechen, überholt sei, sagte Lula.

Zudem kritisiert Lula immer wieder internationale Strukturen und Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF), der oft helfen würde, «Länder zu versenken». Brasiliens Nachbarland Argentinien ist beim IWF mit rund 44 Milliarden US-Dollar verschuldet.

(sda/gku)