Im Kontext der Kostenüberschreitungen beim Kauf von 36 US-Kampffliegern kommt ein merkwürdiger Plan auf. Die Endmontage von vier F-35-Maschinen soll nicht in der Schweiz erfolgen, und zwar entgegen der Vereinbarung mit dem US-Hersteller Lockheed Martin von vor einem Jahr.

Verteidigungsminister Martin Pfister hat die Endmontage vor zwei Wochen infrage gestellt. Sie brauche hohe Investitionen in Infrastruktur, und der Zusammenbau von nur vier Jets sei «relativ kostspielig». Der Bundesbetrieb Ruag, der die Montage durchführen sollte, habe bisher nicht belegt, wie das Projekt wirtschaftlich tragfähig sei. Zudem fielen grössere Wartungsarbeiten erst in rund zehn Jahren an – so lange könne man den Betrieb nicht durchfüttern.

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Die Ruag widerspricht dem Vorwurf in der NZZ vom Dienstag: Zwar laufe die Evaluation noch, aber die Teilmontage werde sich langfristig lohnen. Der Rüstungsbetrieb verweist auf mögliche Aufträge zur Wartung italienischer F-35. Man sei überzeugt, die Voraussetzungen für eine tragfähige Umsetzung schaffen zu können.

Die Mehrkosten einer Endmontage in der Schweiz sind unklar

Pfisters Zurückhaltung scheint finanzielle Gründe zu haben. Die vier Emmen-Jets sollen mehr kosten als die übrigen 32 aus den USA – wie viel mehr, ist unbekannt. Laut Ruag beläuft sich der Emmen-Auftrag auf 500 Millionen Franken, also 125 Millionen pro Jet. Das liegt deutlich unter dem Stückpreis von 167 Millionen Franken (6 Milliarden Franken geteilt durch 36).Selbst wenn die Beschaffung 1,3 Milliarden teurer würde, wäre die Emmen-Produktion immer noch günstig – es sei denn, der Vertrag wurde in Dollar abgeschlossen. Dann käme die von den USA in Emmen eingekaufte Leistung um rund 11 Prozent teurer.

Warum diese Strategie jetzt infrage gestellt wird, bleibt unverständlich.

Mit seinem Vorgehen stellt Pfister ein wichtiges Ziel infrage: mit der Endmontage US-Know-how in die Schweiz zu holen und die Jets eigenständig warten zu können, so wie sie in Emmen heute die F/A-18 unserer Luftwaffe betreut. Und auch Finnlands Jets wartet. Schweizer Zulieferbetriebe sind eingebunden, bilden Fachkräfte aus und entwickeln Technologie weiter.

Verlust von Rüstungs-Know-how

Warum diese Strategie jetzt infrage gestellt wird, bleibt unverständlich. Der US-Hersteller hat der Ruag vor einem Jahr «Know-how, Datenpakete, Schulungen und technische Unterstützung» zugesagt. Rund hundert Mitarbeitende sollen mehrere Jahre daran arbeiten. Wenn das kein zukunftsgerichtetes Investment ist – was dann?

Zudem ist Pfister an die Vereinbarungen mit Parlament und Stimmvolk gebunden. Die Armeebotschaft 2022 schreibt Kompensationsgeschäfte vor. Auch das Büchlein zur 6-Milliarden-Abstimmung von 2020 nennt die Verpflichtung: 60 Prozent des Rüstungsauftrags müssen durch Offsetaufträge in der Schweiz kompensiert werden, davon ein Drittel direkt – dazu zählt die Montage in Emmen.

Dieses Modell stärkt die Tech-Industrie und sichert Jobs sowie sicherheitsrelevante Technologien. Das ist gut für die Wirtschaft und wichtig für die Souveränität der Schweiz. 

Es wäre klug, wenn Pfister von solchen Ideen, die Endmontage ganz auszulagern, Abstand nimmt.